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Auch Stammzellen müssen zur Schule gehen, viele von ihnen machen sogar Abi und spezialisieren sich in Berufe. Das lernten die Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler in der ersten Stunde des UniStem Day – als bildliche Übertragung des Weges der Stammzelle zur differenzierten Körperzelle. Rund 230 Jugendliche hatten sich am Freitag, dem 17. März in Berlin-Buch am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) eingefunden, um fünf Stunden lang mehr über Stammzellen und ihre Erforschung zu erfahren. Zum Auftakt hieß Thomas Sommer, stellvertretender wissenschaftlicher Vorstand des MDC, die Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Berliner Bezirken willkommen. Anschließend grüßte der Präsident des German Stem Cell Networks (GSCN) Karl-Lenhard Rudolph per Videobotschaft und nach Italien und Spanien gab es einen Skype Kontakt. Denn nicht nur in zehn deutschen Städten fanden Aktionen zum Thema Stammzellen statt, sondern auch in sieben anderen europäischen Ländern. Mit insgesamt 27.000 Jugendlichen war der UniStem Day ein weitreichender europäischer Bildungstag. Die Grundlagen über Stammzellen lernten die Schülerinnen und Schüler dann in einem Science Slam, in dem die Entwicklung dieser speziellen Zellen anhand der Schullaufbahn beschrieben wurde. Eine vollständig ausdifferenzierte Zelle könne man sich als Stammzelle mit Abitur vorstellen, so Science Slammer Daniel Besser, Geschäftsführer des GSCN. Im Anschluss berichtete MDC- und BIH-Wissenschaftlerin Annika Fendler, wie Stammzellen beispielsweise bei der Erforschung von Krebserkrankungen eingesetzt werden. Bereits zu diesem Zeitpunkt löcherten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Vortragenden mit zum Teil sehr tiefgehenden und weiterführenden Fragen. Unter anderem wurden ethische Bedenken bezüglich klinischer Tests und den damit verbundenen Tierversuchen aufgeworfen. „Leider sind wir noch nicht soweit gänzlich auf Tierversuche zu verzichten“, sagte Annika Fendler. „Aber Stammzellen ermöglichen uns, die Versuche zu reduzieren.“ Aufmerksam hörten die Jugendlichen dann dem Herzchirurgen Christof Stamm vom Berlin-Brandenburger Centrum für regenerative Therapien / Deutsches Herzzentrum Berlin (DHZB) zu, der ihnen von den Herausforderungen der Anwendung von Stammzellen bei Herzerkrankungen berichtete. Das Herz ist ein Organ, das sich nicht regenerieren kann, so dass Forscherinnen und Forscher aus aller Welt großes Potenzial in induzierten pluripotenten Stammzellen sehen. Aus diesen speziellen Stammzellen können neue Herzmuskelzelle entwickelt werden. Stamm und sein Team erforschen bereits, wie sich solche Zellen im menschlichen Herzen verhalten. Nach einer kurzen Pause ging es dann zum aktiven Teil des Tages über. Der „Markt der Möglichkeiten“ bot den Jugendlichen und den Lehrkräften ein breites Spektrum an Führungen, Seminaren und Workshops. Ethische Aspekte wurden diskutiert und fünf Wissenschaftler vom MDC und BCRT standen den Jugendlichen Rede und Antwort beim „Meet your local scientist“. Einige Gruppen besichtigen Bio-Tech-Firmen auf dem Campus, andere mikroskopierten in Workshops Stammzellen oder bauten selber Mikroskope nach, um mit ihren Smartphones Aufnahmen von Zellen zu machen. Nach dem Mittagessen folgte eine interaktive Show mit Science Slammer André Lampe, in der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Videos über weitere Stammzellthemen anschauten. Zum Abschluss gab es noch ein Panel mit drei Wissenschaftlern, in dem die verbliebenen Fragen beantwortet wurden, wie etwa, was Stammzellen in naher Zukunft leisten könnten. „Ein Nahziel ist es, Stammzellen zu verwenden, um die Wirkung von Medikamenten auf verschiedene Zelltypen zu testen“, sagte Daniel Besser. Sebastien Diecke, von der BIH-Technologieplattform Stammzellen fügte hinzu, dass die Stammzellforschung in Zukunft vermehrt beim Thema Arterhaltung eine Rolle spielen würde. Als Beispiel nannte er das Nördliche Breitmaulnashorn, von dem es weltweit nur noch drei Exemplare gibt. Ziel seiner Forschung ist es die Körperzellen des Nashorns in induzierte pluripotente Stammzellen umzuwandeln und diese dann in Ei- und Spermazellen zu differenzieren. Wie erfolgreich er und seine Kollegen mit ihrer Forschung sein werden, können Schülerinnen und Schüler dann beim nächsten UniStem Day 2018 erfahren.

Über den UniStem Day

2016 fand der erste UniStem Day in Deutschland statt und war ein so großer Erfolg, dass sich dieses Jahr weitere Städte, Universitäten und Schulkassen beteiligten. Insgesamt nahmen 27.000 Schülerinnen und Schüler in Italien, Spanien, Schweden, Ungarn, Serbien, Dänemark und Deutschland am UniStem Day teil. Das Anliegen des UniStem Day ist es, Wissen über den aktuellen Stand und das Potenzial der Stammzellforschung Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern näherzubringen, da sich die Stammzellforschung so rasant entwickelt, dass sie sich kaum im aktuellen schulischen Lehrplan abbilden lässt. Das German Stem Cell Network GSCN ist Initiator und zentrale Koordinierungsstelle der Aktivitäten in Berlin und in Deutschland.

Den Berliner UniStem Day 2017 organisierten:


German Stem Cell Network GSCN | Max-Delbrück-Centrum für molekulare Medizin (MDC) | Berlin Institute of Health (BIH)| Berlin-Brandenburg Centrum für Regenerative Therapie (BCRT) | Labor trifft Lehrer | Gläsernes Labor
Foto: GSCN / Anna Witzel Text: Saskia Blank