Zum Seiteninhalt springen

Für Menschen mit Diabetes stehen heutzutage moderne Therapiemethoden wie Sensoren zum kontinuierlichen Glukosemonitoring und die Insulinpumpentherapie zur Verfügung. Dennoch erreicht nur ein kleiner Teil der Patient*innen die von Leitlinien empfohlenen Therapieziele von einem HbA1c-Wert <7,0%.

In Closed-Loop-Systemen, die auch als „künstliches Pankreas“ oder AID-Systeme (automated insulin delivery - automatisierte Insulinzufuhr) bezeichnet werden, berechnet ein Steuerungsalgorithmus kontinuierlich den zu erwartenden Glukoseverlauf sowie den erforderlichen Insulinbedarf und passt die Insulinabgabe über eine Insulinpumpe kontinuierlich an. Komplexe Glukose- und Insulinverläufe sicherer, präziser und zuverlässiger als mit bisher üblichen Systemen zu regulieren, und das Diabetesmanagement im Alltag zu erleichtern, ist Ziel dieser automatisierten Systeme. Der Zulassungsprozess von Closed-Loop-Systemen durch regulatorische Behörden gestaltet sich jedoch oftmals komplex und langwierig. Obwohl eine Vielzahl von Closed-Loop-Systemen in akademischer und industrieller Forschung in Entwicklung und vereinzelte Systeme seit kurzer Zeit in einer begrenzten Anzahl von Ländern erhältlich sind, sind sie nicht für alle Menschen mit Diabetes universell verfügbar, zugänglich, finanzierbar oder individuell geeignet.

Unter dem Mantra #WeAreNotWaiting („Wir warten nicht“) hat eine Online-Community von Menschen mit Diabetes und ihren Familien Möglichkeiten gefunden, die Wartezeit bis zur kommerziellen „künstlichen Bauchspeicheldrüse“ zu überbrücken. Die „Open-Source-“ bzw. „Do-it-Yourself Artificial Pancreas“-Systeme werden in der „DIYAPS-Community” gemeinsam entwickelt (OpenAPS, Loop, AndroidAPS). Jede*r Benutzer*in muss jedoch ihr/sein eigenes System individuell erstellen und auf eigenes Risiko anwenden. Anleitungen und Code für diese Systeme sind auf Open-Source-Plattformen im Internet frei verfügbar. Erste Beobachtungsstudien zu DIYAPS haben signifikante Verbesserungen der Stoffwechsellage, der Lebens- und der Schlafqualität bei DIYAPS-Anwendern aller Altersgruppen, einschließlich Kindern und Jugendlichen, beschrieben.

Im OPEN Projekt hat sich die Charité – Universitätsmedizin Berlin mit weiteren akademischen und nichtakademischen internationalen Partnern aus unterschiedlichen Bereichen (Diabetologie, Technologie, Soziologie, Verhaltensforschung, Data Science, Diabetes Online Community) in einem interdisziplinären Konsortium zusammengeschlossen, um diverse Aspekte bei der Nutzung von Open-Source Artificial Pancreas-Systemen zu untersuchen:

  • Gibt es Auswirkungen auf die Gesundheit und auf die Lebensqualität der Nutzer*innen dieser Systeme?
  • Welche Erfahrungen haben die Nutzer*innen mit dieser Technologie gemacht, können diese Erfahrungen zur Verbesserung der Closed-Loop-Technologien verwendet werden?
  • Können die Voraussagen und Therapieanpassungen der Algorithmen weiter verbessert werden?
  • Gibt es Hindernisse für eine weitere Verbreitung der Systeme (z.B. Alter, Geschlecht, sozioökonomischer Status)?
  • Was können Industrie, Forschung und weitere Stakeholder aus der #WeAreNotWaiting-Bewegung lernen?

Das OPEN Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt einer Million Euro aus Mitteln der Horizon 2020 Forschungsförderung der Europäischen Union gefördert.

Die Publikation „Evidence on User-Led Innovation in Diabetes Technology (The OPEN Project): Protocol for a Mixed Methods Study“ (1) wurde mit dem QUEST Award für Patient & Stakeholder Engagement ausgezeichnet.

Weitere Informationen zum Projekt und Publikationen finden sich auf der Projektwebseite www.open-diabetes.eu und auf Twitter.

Konsortium

  • University College Dublin, Irland
  • Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Endokrinologie und Diabetologie
  • Steno Diabetes Center Copenhagen, Dänemark
  • Copenhagen University, Dänemark
  • Australian Centre for Behavioural Research in Diabetes, Melbourne, Australien
  • Entwickler*innen von OpenAPS und AndroidAPS
  • #dedoc° Labs, Berlin, Deutschland

Referenzen

(1) O'Donnell, S., Lewis, D., Fernández, M. M., Wäldchen, M., Cleal, B., Skinner, T., Raile, K., Tappe, A., Ubben, T., Willaing, I., Hauck, B., Wolf, S. & Braune, K. (2019). Evidence on User-Led Innovation in Diabetes Technology (The OPEN Project): Protocol for a Mixed Methods Study. JMIR Research Protocols, 8(11), e15368. doi: 10.2196/15368

Kontakt

Dr. med. Katarina Braune

Ärztin, BIH Junior Clinician Scientist, Klinik für Pädiatrie m.S. Endokrinologie und Diabetologie

Charité – Universitätsmedizin Berlin

Kontaktinformationen
Telefon:+49 30 450 616 454
E-Mail:katarina.braune@charite.de