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Forschende der Arbeitsgruppe „Komplementäre und Integrative Medizin“ des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité haben die Wirkung von selbstangewandter Akupressur auf die Verminderung von Menstruationsschmerzen bei jungen Frauen untersucht. Betroffene junge Frauen und andere relevante Stakeholder waren dabei schon an der Planung der Studie beteiligt. Ursprünglich hatten die Wissenschaftler*innen die Idee, auch ein Entspannungsverfahren einzusetzen, aber das wurde von den Betroffenen abgelehnt. Sie wünschten sich eine Intervention, die leicht selbst anzuwenden ist und nicht zu viel Zeit in Anspruch nimmt, so dass sich die Anwendung gut in den Alltag integrieren lässt. Des Weiteren sollte eine App zur Verfügung stehen, mit der sowohl Anleitungen für die Akupressur gegeben als auch die Daten erfasst werden können.

Es wurden verschiedene Methoden des Stakeholder Engagements angewandt: Mittels einer Fokusgruppe und einer Befragung wurden die Sichtweisen der betroffenen Frauen auf Menstruationsbeschwerden erfasst. Darüber hinaus wurde ein Stakeholder-Beirat eingerichtet, um das Design der Studie, z.B. Kriterien für die Intervention, festzulegen. Nach diesen Kriterien (z.B. nur Einschluss leicht zu findender Akupressur-Punkte) entwickelten Expert*innen für Akupressur die Intervention nach der Delphi-Methode. Im Prozess wurde deutlich, wie sehr das Design durch die Einbeziehung der Stakeholder geprägt wurde. Dadurch konnte die Intervention nutzerinnengerechter gestaltet werden, was hohe Adhärenz- und Follow-up-Raten begünstigt. In der Akupressur-Gruppe zeigte sich verglichen mit einer Kontrollgruppe nach sechs Monaten eine Reduktion der Schmerzintensität und Medikamenteneinnahme während der Menstruation.

Das Protokoll der Studie wurde in Trials (1) in Zusammenarbeit mit Stakeholdern veröffentlicht, die auch als Autor*innen genannt wurden. Nach Beendigung der Studie wurden die Ergebnisse im American Journal of Obstetrics & Gynecology (2) publiziert. Aufgrund der positiven Daten wurde die App noch einmal überarbeitet und wird gerade in einer weiteren Evaluationsstudie mit längeren Follow-up-Zeiten untersucht (3).

Der Artikel „Effectiveness of app-based self-acupressure for women with menstrual pain compared to usual care: a randomized pragmatic trial“ (2) wurde mit dem QUEST Award für Patient & Stakeholder Engagement ausgezeichnet.

Referenzen:

(1) Blödt, S., Schützler, L., Huang, W., Pach, D., Brinkhaus, B., Hummelsberger, J., Kirschbaum, B., Kuhlmann, K., Lao, L., Liang, F., Mietzner, A., Mittring, N., Müller, S., Paul, A., Pimpao-Niederle, C., Roll, S., Wu, H., Zhu, J., Witt, C.M. (2013). Effectiveness of additional self-care acupressure for women with menstrual pain compared to usual care alone: using stakeholder engagement to design a pragmatic randomized trial and study protocol. Trials, 14, 99. doi: 10.1186/1745-6215-14-99.

(2) Blödt, S., Pach, D., Eisenhart-Rothe, S. v., Lotz, F., Roll, S., Icke, K., & Witt, C.M. (2018). Effectiveness of app-based self-acupressure for women with menstrual pain compared to usual care: a randomized pragmatic trial. American Journal of Obstetrics & Gynecology, 218(227), e1-9. doi: 10.1016/j.ajog.2017.11.570

(3) Wang J., Rogge A.A., Armour, M., Smith C.A., D’Adamo, C.R., Pischke, C.R., Yen, H.R., Wu, M.Y., Moré, A.O.O., Witt, C.M., & Pach, D. (2020). International ResearchKit App for Women with Menstrual Pain: Development, Access, and Engagement. JMIR mHealth and uHealth, 8(2), e14661. doi: 10.2196/14661