Management reproduzierbarer Methodenprotokolle
Hintergrund
Forschungsdaten, die sich nicht oder nur mit ungeheurem Aufwand reproduzieren lassen, sind wissenschaftlich von zweifelhaftem Wert. Über Jahre wurden in den verschiedenen Forschungsbereichen Daten- und Metadatenstandards erschaffen, dabei aber den zur Reproduktion notwenigen Methodendetails wenig Beachtung geschenkt. Gerade bei biomedizinischen Forschungsmethoden, die einer stetigen Evolution unterworfen sind, sind detaillierte Methodenbeschreibungen und die transparente Dokumentation von Änderungen unerlässlich.
Leider ist diese Thematik weder Teil der wissenschaftlichen Ausbildung, noch wird sie von Kommissionen, Mentor:innen oder Editor:innen aufgegriffen, obwohl die lückenlose Forschungsdokumentation Teil der Guten Wissenschaftlichen Praxis ist. Wissenschaftliche Verlage verstärken diesen Effekt durch Forderungen an Autor:innen, Methodenbeschreibungen kurz zu halten.
Um eine Methodenreproduzierbarkeit zu gewährleisten, sind Wissenschaftler:innen angehalten, diese in geeigneten Repositorien abzulegen und damit öffentlich zu machen. Dabei können Kreuzreferenzen zu Datensätzen hergestellt werden, die mit den jeweiligen Methoden erstellt wurden oder zu Publikationen, in denen diese Methoden Anwendung gefunden haben. Dies gewährleistet auch noch Jahre später eine reproduzierbare Nachvollziehbarkeit von wissenschaftlichen Arbeiten.
Im Gegensatz zu Repositorien für Daten und Publikationen, die oft statisch sind, müssen Protokollrepositorien dynamische Elemente aufweisen, die die Nachnutzung und Adaption an eigene Forschungsgebiete erleichtert. Das unabhängige Online-Protokollrepositorium protocols.io bietet dies an. Weitere Informationen zu protocols.io finden Sie hier.
Ihr Beitrag als Führungskraft
Um die Vorteile eines Protokollrepositoriums optimal nutzen zu können, bedarf es weiterer Grundlagen und Vereinbarungen:
Viele Forschende arbeiten leider mit Pseudoprotokollen. Wie muss ein reproduzierbares Protokoll aussehen bzw. was muss es und was soll es beinhalten? Minimalanforderungen sind:
- Klare Gliederung in Abschnitte, Materialübersicht, Sicherheitshinweise, Verantwortlichkeiten
- Lückenlose Schritt-für-Schritt-Beschreibung inklusive benötigter Zeiten
- Versionierung und Sicherung alter Versionen mit Gültigkeitszeiten
- Anreicherung mit Medien (Bilder, Videos, Links), um die Anschaulichkeit der Schritte zu maximieren
- Möglichkeit des Zugänglichmachens eines Protokolls zu geschlossenen oder offenen Personenkreisen
Wie kann ich die zentrale Bereitstellung, Management und Entwicklung von reproduzierbaren Protokollen in meinem Arbeitsbereich sicherstellen?
- Durch das Anlegen eines privaten Workspace in protocols.io können alle auf dem Workspace angemeldeten Personen auf alle Protokolle jederzeit zugreifen, einzelne Schritte kommentieren, ganze Protokolle kopieren oder Verzweigungen zu existierenden Protokolle anlegen.
Wie gewährleisten Führungskräfte bei Fluktuation von kritischem Personal, dass Methodenwissen erhalten bleibt?
- Durch das Ablegen von hochqualitativen, reproduzierbaren Protokollen in geeigneten Repositorien kann ein transparenter und sicherer Wissenstransfer gewährleisten werden.
Führungskräfte sollten bei bestehenden und neu zu formenden Kollaborationen nicht nur an den Datenaustausch, sondern auch den effektiven Protokoll- bzw. Methodenaustausch berücksichtigen.
- Der Premiumservice von protocols.io ermöglicht das Nutzen und Teilen in offenen oder privaten workspaces mit bis zu 10 Nicht-Charité/BIH Angehörigen.
Wie können Forschende in Publikationen eine transparente und reproduzierbare Methodenteilung vermitteln, die auch noch Jahre später aktuell ist?
- Methodenteile in Publikationen sind nur zum groben Verständnis gedacht. protocols.io - Protokolle können mit einer DOI versehen und dann im Methodenteil angegeben werden. Wird diese DOI aufgerufen wird in einem Fenster immer auch auf aktuellere Versionen verwiesen.
Wie können Führungskräfte in ihren Arbeitsgruppen zusätzlich auf die Thematik reproduzierbarer Protokolle hinwirken?
- Auf der Informations- und Angebotsseite des QUEST Centers zu Methodenreproduktion finden Sie Videotutorials und einen vom QUEST Center angebotenen Begleitkurs zum Erstellen und Publizieren reproduzierbarer Methodenprotokolle.
Unser Beitrag als BIH QUEST Center
Mit der Bereitstellung des Premiumzugangs zu protocols.io, möchte das QUEST Center dazu beitragen, dass Forschende ein reproduzierbares, öffentlich geteiltes Methodenprotokoll als wichtigen und notwendigen Forschungsoutput begreifen.
Wir begleiten und unterstützen diesen Awareness- und Transformationsprozess dauerhaft durch edukative Massnahmen (Angebot eines selbst geführten Kurses – von der Erstellung bis zur peer-reviewten Publikationen eines Protokolls) und durch Anreize für das öffentliche Teilen von nachnutzbaren, reproduzierbaren Methodenprotokollen. Weitere Informationen befinden sich auf den Seiten des QUEST Centers.