Zum Seiteninhalt springen

Der demographische Wandel ist eine globale Herausforderung für die Gesundheitsversorgung im 21. Jahrhundert. In Deutschland ist dieser Wandel bereits fortgeschritten und führt zu besonderen Anforderungen an das Gesundheitssystem und damit auch an die Versorgungsforschung. Parallel dazu kommt es zu einer zunehmenden Urbanisierung. Ein urbanes Setting wiederum ruft aufgrund der Diversifizierung der Bevölkerung, der hohen Bevölkerungsdichte und des stärker fragmentierten Versorgungssystems weitere Problemstellungen hervor.

Ziel des Projekts, das von Prof. Dr. Wolfram Herrmann vom Institut für Allgemeinmedizin unter der Mitarbeit von Dr. Philip Oeser und Nora Bruckmann durchgeführt und vom QUEST Center durch einen Grant für Patient & Stakeholder Engagement gefördert wurde, war die partizipative Entwicklung eines Forschungsprogramms zum gesunden Altwerden in der Großstadt. Hierfür wurden in zwei Stufen ältere Bürger:innen aus Berlin und vor Ort tätige Akteur:innen (z.B. Pflegekräfte, Sozialarbeiter:innen) aktiv mit einbezogen (Abb. 1):

1. Per Zufallsstichprobe wurden insgesamt 1.000 Personen über 65 Jahren aus fünf verschiedenen Berliner Bezirken per Brief kontaktiert. Sie wurden in einer offenen Frage gebeten, den Forschenden mitzuteilen, welche Themen zum gesunden Altwerden in der Stadt der Zukunft erforscht werden sollten.

2. In Workshops in den teilnehmenden Bezirken sollten mit älteren Bewohner:innen die Ergebnisse der Befragung vorgestellt und diskutiert werden. Aufgrund der Pandemiesituation wurden einige Präsenzveranstaltungen durch Telefoninterviews oder Online-Meetings ersetzt.

Bei dem Projekt wurden darauf geachtet, dass insbesondere Personen aus Bezirken mit niedrigerem sozioökonomischen Status zur Teilnahme ermutigt wurden: Diese werden in partizipativen Prozessen seltener einbezogen, obwohl sie besonders vulnerabel in Bezug auf Krankheiten oder in der medizinischen Versorgung sind.

Von den angeschriebenen Personen antworteten 10.5%. Die Antworten wurden qualitativ und quantitativ ausgewertet und dabei Kategorien zugeordnet (Abb. 2). Die Themenfelder Gesundheit und Soziales wurden mit jeweils knapp 100 Nennungen am häufigsten adressiert. Dahinter folgten Lebensraum (77 Nennungen), Sonstiges (69), Mobilität (63) und Prävention (44).

Der Forschungsprozess und die Projektergebnisse wurden in einer Broschüre zusammengefasst, die allen Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wurde. Sie wurden außerdem u.a. auf dem 3. Charité-Versorgungsforschungskongress im Februar 2022 präsentiert. Weitere Publikationen sind in Planung und die Ergebnisse werden darüber hinaus für die Entwicklung von Forschungsprojekten genutzt, so dass diese eine hohe Relevanz für ältere Stadtbewohner*innen haben.

Kontakt

Prof. Dr. Wolfram Herrmann
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Institut für Allgemeinmedizin
AG Urban Primary Care

E-mail: wolfram.herrmann@charite.de