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Warum leiden Patient:innen mit Tumorerkrankungen an kognitiven Defiziten? Mit dieser Frage am Beispiel des Lungenkarzinoms beschäftigt sich die von der Berliner Krebsgesellschaft e.V. ausgezeichnete Arbeit von Dr. Frederik Bartels, der an der Charité – Universitätsmedizin Berlin als Teilnehmer des Clinician Scientist Programms von Charité und Berlin Institute of Health (BIH) forscht. „Cancer-related cognitive impairments“ (CRCI) wie zum Beispiel Gedächtnis- oder Aufmerksamkeitsstörungen gewinnen unter anderem aufgrund des verbesserten Langzeitüberlebens bei Tumorerkrankungen zunehmend an Bedeutung. Diese kognitiven Beeinträchtigungen entwickeln sich unabhängig von einer Chemotherapie oder Bestrahlung und treten teilweise sogar vor Beginn der Tumortherapie auf. Das ist auch bei Patient:innen mit Lungenkarzinom der Fall. Zur Ursachenforschung nahmen Neurologe Dr. Frederik Bartels um die Arbeitsgruppe „Kognitive Störungen bei neurologischen Erkrankungen“ von Prof. Carsten Finke bestimmte neuronale Autoantikörper in den Blick. Sie untersuchten erstmalig systematisch den Zusammenhang dieser Autoantikörper und CRCI bei Patient:innen mit kleinzelligem und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs. Ihre Querschnittsstudie wies bei mehr als zwei Drittel der 167 Patient:innen mit Lungenkarzinom neuronale Autoantikörper nach, die mit kognitiven Beeinträchtigungen in Verbindung stehen. „Was wir im Rahmen der Studie sehen ist, dass bestimmte Autoantikörper bei Lungenkarzinompatient:innen häufiger auftreten, als bei gesunden Menschen. Wir gehen beim Verständnis der Antikörper davon aus, dass es unterschiedliche Ursachen gibt, warum sie sich gegen das eigene Nervensystem richten. Die Tumorerkrankung kann ein Auslöser für diesen Mechanismus sein,“ so Frederik Bartels. Wenn also Lungenkrebspatient:innen an Aufmerksamkeitsstörungen oder Störungen des verbalen Gedächtnis leiden kann das daran liegen, dass sich bestimmte Autoantikörper im Gehirn gegen neuronale Strukturen wenden.

Professorin Petra Feyer, Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft e.V., überreichte den Curt Meyer-Gedächtnispreis im Rahmen der Plenarsitzung Lungentumore beim Deutschen Krebskongress 2022. „Die Forschungsergebnisse von Dr. Frederik Bartels sind innovativ und zukunftsweisend. Denn sie können dazu beitragen, dass neue Therapiemöglichkeiten in der Behandlung von immunvermittelten neurologischen Beeinträchtigungen bei Patient:innen mit Lungenkrebs entwickelt werden.“

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Link zur Berliner Krebsgesellschaft e.V.