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Jeden Tag entstehen unzählige Daten im Gesundheitswesen. Informationen über Diagnosen, Behandlungen und Krankheitsverlauf, über molekulare Details oder Stoffwechselprozesse. „Wir haben einen riesigen Datenschatz“, sagt Professorin Sylvia Thun. „Es wäre unethisch, diese Daten nicht zu nutzen!“

Doch die Daten aus Forschung und Versorgung werden in jedem Labor und jedem Krankenhaus anders erfasst, unterschiedlich formuliert, formatiert und in verschiedenen Softwaresystemen, wenn nicht gar auf Papier gespeichert. Deshalb ist die Nutzung schwierig. Um die Interoperabilität, also um die Möglichkeit, Daten aus unterschiedlichen Quellen gemeinsam zu nutzen, kümmert sich nun das neue Expertengremium.

Kommunikationsstandards im Gesundheitswesen

„Wir brauchen Kommunikationsstandards im Gesundheitswesen“, fordert die Medizinerin und Digitalexpertin Thun. „Wir haben uns deshalb vorgenommen, die Daten aus der Versorgung, aus molekularbiologischen Befunden, aus Gewebe- und Blutuntersuchungen und dem pathologischen Bericht strukturiert aufzubereiten.“ Sylvia Thun ist ebenfalls Vorsitzende des Spitzenverbands IT-Standards im Gesundheitswesen (SITiG), leitete viele Jahre die Standardorganisationen IHE und HL7 Deutschland und ist als Expertin aktiv bei DIN, CEN und ISO. Das nun gegründete Gremium wird eng mit der Koordinierungsstelle zusammenarbeiten, die bei der gematik angesiedelt ist.

Die initiale Besetzung des siebenköpfigen Expertengremiums vereint langjährige Expertise, medizinische Praxiserfahrung und Vielfalt als Gruppe. Die sieben ordentlichen Mitglieder sind:

  • Dr. med. Anke Diehl, Chief Transformation Officer (CTO), Uniklinik Essen
  • Simone Heckmann, Geschäftsführerin (CEO), Gefyra
  • Prof. Dr. med. Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer Bayerische TelemedAllianz (BTA)
  • Dr. P. H. Susanne Ozegowski, Geschäftsbereichsleiterin Unternehmensentwicklung, TK
  • Jörg Studzinski, Projektleiter Digitalisierung, AGAPLESION
  • Prof. Dr. rer. nat. Dr. habil. med. Martin Sedlmayr, Professor für Medizinische Informatik, TU Dresden
  • Prof. Dr. med. Sylvia Thun, Direktorin für digitale Medizin und Interoperabilität, BIH@Charite – Universitätsmedizin Berlin

Professorin Sylvia Thun wurde von der Gruppe zur Vorsitzenden gewählt und freut sich auf die verantwortungsvolle Aufgabe und Zusammenarbeit: „In den nächsten 18 Monaten wollen wir zusammen die notwendigen Weichen für mehr verbindliche und international anerkannte Standards im deutschen Gesundheitswesen stellen und mehr Gesundheit und Forschung durch mehr Team Play fördern. Dafür werden wir gemeinsam sektorenübergreifend die relevanten Hürden für Versorgung, Public Health und Forschung identifizieren und die Erkenntnisse in ein Arbeitsprogramm überführen.

Seitens der gematik verantwortet Stefan Höcherl, Leiter Strategie & Standards bei der gematik, die Koordinierungsstelle für Interoperabilität und damit die Zusammenarbeit mit dem Expertengremium. Für die gematik sei es dabei ein wichtiges Anliegen, so Höcherl, „die guten bestehenden sektoralen Standardisierungs-Aktivitäten und Ergebnisse mit der internationalen Perspektive und der laufenden Modernisierung der Telematikinfrastruktur zusammenzuführen und unter einer gesamthaften Betrachtung zu bündeln.“

„Wir haben einen riesigen Datenschatz“, ist Sylvia Thun überzeugt. „Wir müssen ihn nur heben!“

Weitere Informationen:
https://www.bihealth.org/de/aktuell/sylvia-thun-setzt-standards-fuer-medizinische-daten

Core Unit Interoperabilität am BIH:
https://www.bihealth.org/de/forschung/wissenschaftliche-infrastruktur/core-facilities/interoperabilitaet/home