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Zwei Jahre lang musste pandemiebedingt auf ein Präsenzformat verzichtet werden, am 8. November 2022 trafen sich rund 400 Fachleute aus Wissenschaft, Forschung, Medizin, Politik und Wirtschaft endlich wieder vor Ort in Berlin, um in Kurzvorträgen, Keynotes und Debatten ihre innovativen Konzepte und Visionen vorzustellen und zu diskutieren. Schwerpunkt des 7. Future Medicine Science Match war die Frage, wie Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft neue Formen der Zusammenarbeit für Innovationen schaffen können.

Eröffnet wurde die Konferenz im bcc Berlin Congress Center am Alexanderplatz vom Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Mario Brandenburg: „Konferenzen wie diese spielen eine ganz wichtige Rolle. In der Wissenschaft geht es um Menschen und um das Austauschen von Ideen. Dafür braucht es Räume und ich bin sehr froh, dass nach der Pandemie so viele schlaue Köpfe hier zusammenkommen, um über die Zukunft der Forschung zu sprechen.“

Prof. Dr. Christopher Baum, Vorsitzender des BIH-Direktoriums betonte in seiner Begrüßung das Potenzial interdisziplinärer Zusammenarbeit nicht nur innerhalb der Wissenschaft, sondern auch mit Politik und Wirtschaft: „Wir erleben gerade ein Momentum, in dem neue medizinische Felder wie digitale Gesundheit und genetische Zellmodifikation entstehen und in dem dank neuer Technologien immer mehr Menschen rund um den Globus erreicht werden.“

Worauf diese Zusammenarbeit hinauslaufen muss, sind die Patient*innen. Der Salzburger Johannes Höggerl leidet unter Muskeldystrophie und ist seit 15 Jahren an den Rollstuhl gebunden. Er fasst in seinem Vortrag den notwendigen Kitt für das Engagement der Akteure aus Forschung, Medizin, Politik und Wirtschaft mit einem Zitat des Philosophen Arthur Schopenhauer zusammen: "Mitgefühl ist die Basis der Moral" Es sei die Grundlage einer solidarischen, verantwortungsbewussten Gesellschaft, also einer, die nach Wegen sucht, kranken Mitmenschen zu helfen. Muskeldystrophie ist heute unheilbar. Prof. Simone Spuler arbeitet mit ihrem Forschungsteam am Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch an Therapien, die Muskeldystrophie heilen oder zumindest aufhalten können. Doch diese Forschung kostet Geld und braucht die Unterstützung aus Politik und Wirtschaft.

Wie derartige Forschungsprojekte und Start-ups ihre Finanzierung sichern können, besprachen Dr. Claudia Baumann, Policy Officer und stellvertretende Leiterin der Abteilung Neue Methoden in den Lebenswissenschaften, Biotechnologie und Wirkstoffforschung beim Bundesministerium für Bildung und Forschung, Dr. Varun Gupta vom Venture-Capital-Unternehmen Wellington Partners und Dr. Andreas Schmidt, Entrepreneur und Senior Vice President bei Singleron. Tenor des Panels „Raising Funds: How to attract competitive translational research grants, private money or venture capital”: Es kommt darauf an, bereits frühzeitig Beziehungen zu potenziellen Investoren aufzubauen und für jede Phase des Entwicklungsprozesses den passenden Partner – zuerst staatlich, später privat – zu finden.

Konkrete Praxisbeispiele für Startups aus dem medizinischen Bereich erlebten die Zuschauer*innen im beim Future Medicine Science Match bereits traditionellen Pitch-Wettbewerb. Hier stellten Expert*innen in dreiminütigen Kurzpräsentationen ihre Ideen aus den Themenbereichen „Societal and Medical Need“, „Future Work“, “Startups“ sowie „Mindset and Education“ vor. Anschließend wählte das Publikum die Gewinner*innen aus jeder der vier Sessions.

Dass Berlin ein funktionierendes Ökosystem für medizinische Innovationen sein kann, betonte Ulrike Gote, Berliner Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung betonte in ihrer Rede: „Das Leitthema der Konferenz, ein Ökosystem für Innovation in den Lebenswissenschaften zu schaffen, um Forschung in Gesundheit zu verwandeln, zeigt Wege auf, wie die zahlreichen hervorragenden Forschungsergebnisse aus dem exzellenten Forschungsraum Berlin sinnvoll genutzt werden können, zum Nutzen für Patient:innen, aber auch zum Nutzen für die Wirtschaft.“ Laut Gote braucht es Solidarität und wissenschaftliches Denken, um die derzeitige Umbruchssituation zu meistern.