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Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine chronische Multisystemerkrankung, die häufig zu einer erheblichen körperlichen und psychischen Beeinträchtigung führt und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf eine akute Infektion folgt. 

Die Behandlungsmöglichkeiten für Patient*innen sind bislang stark begrenzt, da die Ursachen der Erkrankung bislang unzureichend erforscht sind und keine gezielten Medikamente entwickelt wurden. ME/CFS tritt nicht nur im Erwachsenenalter auf, sondern kann auch Kinder und Jugendliche betreffen. Gerade für die jüngeren Patient*innen ist die Erkrankung mit erheblichen Einschränkungen in der sozialen Teilhabe verknüpft. Ob für die Erkrankung bei Jugendlichen und Erwachsenen ähnliche Mechanismen verantwortlich sind, ist bisher völlig unklar. 

Allerdings wird EBV über alle Altersgruppen hinweg mit dem Auftreten von Autoimmunität und der Entstehung von ME/CFS in Verbindung gebracht. „EBV kann auf vielfältige Weise zur Entwicklung von postinfektiösem ME/CFS beitragen, entweder direkt durch Homologien zu Autoantigenen infolge einer primären EBV-Infektion oder indirekt durch die Infektion autoreaktiver B-Zellen“, erklärt BIH-Professorin Dr. Birgit Sawitzki. Gemeinsam mit den Professor*innen der Charité Carmen Scheibenbogen, Thomas Dörner und Harald Prüß sowie Prof. Uta Behrends der Technischen Universität  München (TUM) möchte sie nicht nur EBV-kreuzreaktive und andere, z. B. neuronale, Autoantikörper-Profile zur präziseren und frühzeitigen Diagnostik der Erkrankung identifizieren, sondern auch die zugrunde liegenden Störungen in der T- und B-Zellkommunikation erforschen, um Grundlagen für gezielte Therapien zu entwickeln und damit deren Translation in die klinische Anwendung zu fördern. Der Schwerpunkt in der Erforschung der gestörten T- und B-Zellkommunikation liegt dabei auf EBV-bedingten Veränderungen im Gleichgewicht zwischen stimulierenden und inhibierenden Oberflächenrezeptoren, den sogenannten Checkpointmolekülen. 

Das Forscherteam interpretiert die unterschiedlichen Organmanifestationen und Symptome von ME/CFS nicht als zufälliges Zusammentreffen unabhängiger Pathophysiologien, sondern sieht in der Infektion den Auslöser einer kausal verknüpften Kette von Störungen in verschiedenen Organsystemen. Dabei kann der Verbund auf umfassende Expertise in der Erforschung von Autoimmunerkrankungen und ME/CFS sowie die klinischen Schwerpunkte an Charité und TUM mit einzigartigen, altersübergreifenden Patient*innenkohorten und Probensammlungen zurückgreifen.