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Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung/Berlin Institute of Health (BIH) bewilligt 3,1 Millionen Euro für ein breit angelegtes Forschungsprojekt, das in den nächsten vier Jahren neue Wege zur Erkennung und Behandlung des Neuroblastoms erforschen wird. Diese vor allem bei Kindern auftretende Krebserkrankung soll als Modellsystem dienen, anhand dessen bösartige Tumoren künftig individuell besser charakterisiert und behandelt werden können. In diesem Projekt arbeiten ForscherInnen des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Klinik und Grundlagenforschung der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

Krebs ist eine komplexe und deswegen schwer heilbare Krankheit: Tumorzellen entwickeln und verbreiten sich in einem dynamischen Prozess, bei dem unter anderem individuelle Eigenschaften der Erkrankten, Umweltbedingungen, erbliche und epigenetische Faktoren sowie die zelluläre Umgebung des Tumors eine Rolle spielen. Erfolgversprechende Wege zur Krebsbehandlung könnten deswegen individuelle therapeutische Interventionen auf der Basis von Biomarkern und molekularen Signaturen sein, die beispielsweise Aussagen über die Eigenschaften des Tumors und die Mechanismen der Metastasierung erlauben. Solche Daten können heute mit Hochdurchsatzverfahren gewonnen werden – bislang wird dieses Wissen noch nicht ausreichend für systemmedizinische Ansätze genutzt und in anwendbare Therapien übersetzt (Translation). Hier setzt das jetzt vom BIH geförderte Verbundprojekt „Terminate NB: From Cancer DiagnOMICS to Precision Medicine: Model Neuroblastoma“ unter Leitung von Prof. Dr. Angelika Eggert (Charité) und Prof. Dr. Matthias Selbach (MDC) an: Das Neuroblastom wird als Modellkrankheit genutzt, um ein Konzept zur Tumorcharakterisierung aufzubauen, das alle verfügbaren Daten auf molekularer Ebene integriert und mit dem sich neue Diagnostik- und Therapieansätze zur Behandlung dieses und anderer Krebsleiden entwickeln lassen.

Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung des Nervensystems, an der meist Kinder erkranken und die individuell sehr unterschiedlich verläuft. Während leichte Formen häufig ohne Therapie spontan ausheilen, ist die Krankheit in der schweren Form oft tödlich. Was sie für die Forschung interessant macht: Es gibt nur wenige Mutationen, die für das aggressiv bösartige Verhalten der schweren Form verantwortlich sind. Das erleichtert die Suche nach genetisch bedingten Ursachen der Krankheit. Zudem existieren für das Neuroblastom seit langem standardisierte Protokolle in der Diagnose und Therapie, so dass die ForscherInnen für ihre Untersuchungen auf umfangreiche und gut dokumentierte Patientenproben zurückgreifen können. Diese Proben werden im Projekt genutzt, um die zentralen Signalnetzwerke zu identifizieren und zu verstehen, welche für die typischen Eigenschaften der hochaggressiven Neuroblastom-Tumorzellen verantwortlich sind. Die geförderten ForscherInnen wollen die auftretenden Mutationen analysieren und ein besseres Verständnis für das unterschiedliche Verhalten der Tumorzellen entwickeln. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, mit den besten wissenschaftlichen und technologischen Verfahren neue Meilensteine in der Krebsforschung zu erreichen. Das Neuroblastom ist eine perfekte Modellkrankheit, um die molekularen Mechanismen zu analysieren, mit innovativen systemmedizinischen Ansätzen zu verstehen und daraus abgeleitete klinische Anwendungen auch auf andere Krebsarten zu übertragen“, sagt Projektleiterin Angelika Eggert. Sie ist Direktorin der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité, Matthias Selbach ist Leiter der Forschungsgruppe „Proteome Dynamics“ des MDC. Er hat dort Technologien aufgebaut, mit denen Proteine in Tumorzellen systematisch charakterisiert werden können. „Zusammen mit den anderen Technologieplattformen am BIH sowie mit der Bioinformatik können wir jetzt erstmals einen Überblick über die relevanten Prozesse auf allen Ebenen bekommen“, sagt Matthias Selbach. Projektlaufzeit ist von August 2015 bis Juli 2019, geforscht wird in insgesamt acht interdisziplinär arbeitenden Teilprojekten mit 27 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von MDC und Charité. Kollaborative Verbundprojekte (Collaborative Research Grants) am BIH
Das Berliner Institut für Gesundheitsforschung fördert gemeinschaftliche, interdisziplinäre Vorhaben von Charité- und MDC-Grundlagenforscherinnen und -forschern sowie Klinikerinnen und Klinikern. Ausschlaggebend für die Förderung ist ein systemmedizinischer Ansatz mit klarer translationaler Perspektive. Die Collaborative Research Grants sind eines der zwei entwickelten Instrumente zur Forschungsförderung. Mit ihnen werden größere, langfristig angelegte Verbundvorhaben mit bis zu acht Teilprojekten gefördert. Die Anträge wurden durch ein externes Gutachtergremium begutachtet. Collaborative Research Grants werden für einen Zeitraum von vier Jahren gefördert.

Kontakt

Alexandra Hensel
Leiterin Kommunikation/Presse
Tel. +49 (0)30 450 543019
Fax +49 (0)30 450 7543999
hensel@bihealth.de