Interview Wolfang Uckert
Im September erhielten Wolfgang Uckert und sein Team die Auszeichnung Paper of the Month. Wir haben sie zu der Forschung und dem Projekt befragt.Woran forschen Sie? Was ist der Kern Ihrer Forschung? Was motiviert Sie bei ihrer Forschung?
Die Arbeitsgruppe Molekulare Zellbiologie und Gentherapie am MDC forscht hauptsächlich auf dem Gebiet der Immuntherapie zur Bekämpfung von Krebserkrankungen. Wir wenden molekularbiologische, immunologische und virologische Arbeitsmethoden an, um bestimmte Immunzellen (T-Zellen) so zu verändern, dass sie erfolgreich für eine Therapie eingesetzt werden können. Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen wir die Fähigkeit von T-Zellen, bestimmte Strukturen (Antigene) auf der Zelloberfläche zu erkennen und mit einem Rezeptor (T-Zell-Rezeptor) an diese Antigene binden zu können. Normale T-Zellen eines Patienten werden mittels gentechnischer Methoden mit einem tumorspezifischen T-Zell-Rezeptor ausgestattet. Diese Zellen verfügen dann neben ihrem eigenen T-Zell-Rezeptor über einen zweiten „therapeutischen“ T-Zell-Rezeptor, der für die Behandlung von Krebserkrankungen genutzt werden kann.Die Immuntherapie mit gentechnisch veränderten T-Zellen ist eine Therapie, die vor der Anwendung im Patienten eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsschritte erfordert. Die Beherrschung dieser komplexen Arbeitsschritte, um letztendlich „therapeutische“ T-Zellen herzustellen und bei Krebspatienten klinisch anzuwenden, ist eine große Herausforderung und eine starke Motivation für unsere Forschung.
Was ist die zentrale Kernaussage Ihrer Publikation und wodurch unterscheidet sich Ihre Studie von den Arbeiten anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Feld?
„Therapeutische“ T-Zell-Rezeptor können auf verschiedene Weise gewonnen werden, zum Beispiel direkt aus T-Zellen des Patienten oder durch Immunisierung bestimmter Mausstämme. Beide Verfahren sind mit mehr oder weniger starken Einschränkungen behaftet.Unser Verfahren gestattet es, in einer unvoreingenommenen Weise die reaktivsten T-Zellen gegen krebsspezifsche Antigene zu finden und aus diesen Zellen die T-Zell-Rezeptor zu isolieren, zu charakterisieren und anschließend zur Herstellung „therapeutischer“ T-Zellen einzusetzen. Im Gegensatz zu anderen Verfahren machen wir keine Vorgaben, welcher Teil eines Krebsantigens den T-Zellen präsentiert wird. Ein Faktor, der die Therapiemöglichkeiten weiter einschränken würde. Wir können somit also den Patientenkreis, der möglicherweise von einer TZR-Therapie profitieren kann, stark erweitern.