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Kathrin de la Rosa interessiert sich für das menschliche Immunsystem und seine vielseitigen Fähigkeiten. „Es fasziniert mich, wie die unglaubliche Diversität von Immunzellen entsteht. Gegen fast jeden möglichen Erreger, der den Körper befällt, kann eine passgenaue Antwort bereitgestellt werden“, berichtet die Immunologin. „Bei meiner Arbeit gefällt mir auch die Nähe zur Klinik: in der Immunologie arbeiten Grundlagenforscher und Kliniker oft eng zusammen, um Erkenntnisse zu gewinnen.“

Nähe von Forschung und Klinik

Die Nähe von Forschung und Klinik gefällt de la Rosa auch am BIH. „Es gibt immer diese Hürde zwischen Laborexperiment und Klinikbett,“ erzählt die Grundlagenforscherin. „Für Grundlagenforscher ist es oft schwierig, ihre Erkenntnisse anzuwenden, etwa durch die Aufnahme von klinischen Studien. Genau das ist im BIH gut gelöst, zum Beispiel mit dem Clinical Study Center, das sowohl zum BIH als auch zur Charité gehört, und dessen Mitarbeiter einem dabei helfen, die Brücke zu schlagen.“

Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, freut sich über dieses Engagement: „Mit den Johanna Quandt Professuren möchten wir gezielt hervorragende Wissenschaftlerinnen ansprechen, die ihre Forschungsergebnisse auch in die Anwendung bringen wollen. Kathrin de la Rosa passt mit ihren grundlegend neuen immunologischen Projekten sehr gut in unser Konzept der personalisierten Medizin und der Translation.“

Zelluläre Impfung als Ziel

Das Labor von Kathrin de la Rosa sucht nach Alternativen zur gentechnischen Veränderung von B Zellen, ohne künstliche Genscheren einzusetzen. In ihren früheren Arbeiten im Labor des Immunologen Antonio Lanzaveccia in Bellinzona hat de la Rosa ungewöhnlich große Antikörper untersucht. Diese Antikörper hatten einen Rezeptor eingebaut, der normalerweise als Eintrittspforte für Krankheitserreger an der Zelloberfläche dient. Ist der Rezeptor in einen Antikörper eingebaut, bewirkt er, dass die Erreger effizient abgefangen werden können, bevor sie an die Zellen binden und sie zerstören. „Das ist ein unglaublich cleverer Abwehrtrick, den man hoffentlich für neue Behandlungsmöglichkeiten nutzen kann.“ Die Gruppe von Kathrin de la Rosa versucht zu verstehen, wie die Integration des Rezeptors in den Antikörper funktioniert. „Die DNA in den B-Zellen besitzt eine Sollbruchstelle, die man für die Modifikation von B Zellen nutzen kann.“ Den genauen Mechanismus studiert de la Rosa derzeit mit ihrem Team mit dem Fernziel einer „zellulären Impfung“. „Man könnte sich vorstellen, die B-Zellen außerhalb des Körpers so zu verändern, dass sie zum Beispiel Antikörper produzieren, die den Rezeptor für das HI-Virus enthalten. Im Patienten könnten diese veränderten B-Zellen Antikörper in großer Menge herstellen, die wiederum das Virus unschädlich machen.“ Für dieses spannende innovative Projekt hat de la Rosa vor kurzem einen ERC-Starting Grant der Europäischen Kommission erhalten in Höhe von 1,5 Millionen Euro.

Auch für die Krebsforschung interessant

Neben den Designer-B Zellen verfolgt das Labor auch neue Strategien, um klassische Impfstoffe zu verbessern. In einem weiteren Projekt gehen die Wissenschaftler*innen der Frage nach, ob das Studium von Sollbruchstellen in den Antikörpergenen auch als Biomarker für die Krebsentstehung oder die Wahl der passenden Krebstherapie nützlich sein könnte. „Auf diese Weise versuchen wir Methoden, die wir für die Analyse der Antikörpervielfalt entwickelt haben, auch auf andere Bereiche anzuwenden.“ Denn einerseits schützt die körpereigene Modifikation von B Zellen vor Pathogenen, andererseits birgt sie das Risiko zur Krebsentstehung.

Kathrin de la Rosa hat in Freiburg Biologie studiert und am dortigen Universitätsklinikum über ein immunologisches Thema promoviert. Als PostDoc blieb sie zunächst in Freiburg, im Zentrum für chronische Immundefizienz des dortigen Universitätsklinikums. Anschließend ging sie in die Schweiz nach Bellizona, ans Institut für Biomedizinische Forschung, wo sie bei Professor Antonio Lanzavecchia die Forschung mit B-Zellen intensivierte. Anschließend kam sie als Gruppenleiterin mit einem Emmy-Noether-Stipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft nach Berlin ans MDC. Ihre MDC- Arbeitsgruppe „Krebs & Immunologie / Immunmechanismen und humane Antikörper“ mit sieben Mitgliedern wird sie weiterleiten.

Über die BIH Johanna Quandt-Professuren

Die Stiftung Charité und das BIH haben gemeinsam die BIH Johanna Quandt-Professuren (W2‐Professuren auf Zeit mit einem echten Tenure Track) ins Leben gerufen. Das neuartige und international ausgeschriebene Professurenformat richtet sich gezielt an Wissenschaftlerinnen, um einen Impuls zur Förderung von Chancengleichheit in den Lebenswissenschaften zu setzen. In diesem Zusammenhang sind die Professuren mit einer verbindlichen Option zur Verstetigung als Lebenszeitprofessur versehen (echter Tenure Track). Außerdem zeichnen sich die Professuren durch eine besondere thematische Offenheit (Open Topic) aus; die Bewerberinnen waren aufgefordert worden, die Ausrichtung ihrer Professuren auch fernab der üblichen biomedizinischen Disziplinen selbst zu gestalten und so innovativ zum translationalen Auftrag des BIH beizutragen. Gemeinsam mit den drei bereits 2017 ausgewählten Johanna Quandt-Professorinnen werden zum Ende dieses Jahres sieben BIH Johanna Quandt-Professuren die Lebenswissenschaften in Berlin bereichern (vgl. auch Pressemitteilung der Stiftung Charité vom 31. August 2021 unter https://www.stiftung-charite.de/infos-presse/presse).

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