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Die Gäste aus dem Senat kamen mit positiven Erwartungen: „Das BIH ist auf dem richtigen Weg“, lobte Staatssekretärin Naghipour, die auch stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates des BIH ist:. „Seine Entwicklung in nur 10 Jahren zu einem wichtigen Player in der Berliner Gesundheitsszene mit nationaler und internationaler Strahlkraft beeindruckt und freut mich zugleich. Denn so hilft das BIH dem Standort Berlin und zukünftig vielen Patientinnen und Patienten.“ Dem schloss Staatssekretär Götz sich an. „Für die Gesundheitsstadt Berlin spielt das BIH gemeinsam mit der Charité eine entscheidende Rolle: Hier entstehen die Therapien von morgen.“

Professor Christopher Baum, wissenschaftlicher Direktor des BIH und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, gab den Besuchern zunächst einen Überblick über das Institut, dessen Mission die medizinische Translation ist: „Wir machen aus Forschung Gesundheit“, zitierte Baum das Motto des BIH. „Wir übertragen Forschungsergebnisse in die Klinik und ziehen umgekehrt aus Beobachtungen an Patientinnen und Patienten neue Ideen für Forschungsprojekte. Dabei haben wir insbesondere die anwendungsnahe Forschung im Fokus und unterstützen Wissenschaftler*innen dabei, ihre Ideen in den Markt zu überführen.“

Neues Vorhaben im Bereich der Gentherapie

Anschließend stellte Christopher Baum ein neues Vorhaben im Bereich der Gentherapie vor. Erst vor kurzem hatte die Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, Ulrike Gote, ein Memorandum mitunterzeichnet, in dem sich das Land Berlin, die Charité und das Unternehmen Bayer auf die gemeinsame Förderung dieser zukunftsweisenden Technologien verständigten. „Hier wird sich das BIH mit seiner Expertise stark einbringen“, erklärte Baum, der selbst früher auf dem Gebiet der Gentherapie geforscht hat. „Gerade für die seltenen Erkrankungen besteht ein hoher medical need, dem mit den herkömmlichen Therapien noch nicht befriedigend begegnet werden kann. Die Gentherapie bietet die große Chance, die meist auf einem einzigen Fehler im Erbgut beruhenden Leiden ursächlich zu behandeln, wenn nicht gar zu heilen.“

Professorin Sylvia Thun, Leiterin der Abteilung eHealth und Interoperabilität, erklärte den Gästen anschließend die Bedeutung des Begriffs der Interoperabilität am Beispiel von chronisch erkrankten Patient*innen: „Die Angaben zu Alter, Gewicht, Größe, Diagnosen und Laborwerte vermerken Hausärzte in ihrer eigenen Software. Die Blutdruckwerte hingegen werden vom Patienten z.B. in einer modernen APP kontinuierlich aufgezeichnet. Die Medikamente sind auf dem Medikationsplan festgehalten oder sind auf einem elektronischen Rezept vermerkt. Wenn man nun herausfinden will, welches Medikament am besten bei diesem Patienten gegen Bluthochdruck wirkt und keine Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln verursacht, steht man vor einer schier unlösbaren Aufgabe.“ Genau hier setzt Sylvia Thun mit ihrem Team an und entwickelt Standards für die Erfassung von Gesundheitsinformationen und deren Auswertung.

Ein wichtiges Thema im BIH ist die Gleichstellung. Der Administrative Direktor Dr. Michael Frieser erläuterte die verschiedenen Maßnahmen des BIH in dieser Hinsicht. „Bei uns sind alle Gremien der akademischen Selbstverwaltung paritätisch mit Männern und Frauen besetzt. Wir fördern junge Wissenschaftlerinnen mit der BIH-Johanna-Quandt-Professur, die sich ausschließlich an Frauen richtet, thematisch aber völlig offen ist. Mit dem Female Career Programm bieten wir Frauen Unterstützung für die Entwicklung ihrer Karriere u.a. durch Coaching an, mit dem BIH Gender Equality Fund helfen wir Frauen mit Familienaufgaben, etwa durch einen Zuschuss zu einer studentischen Hilfskraft. 43% aller Professor*innen im BIH sind weiblich, ein Wert, der weit höher ist als der bundesdeutsche Durchschnitt von 26% und sogar höher als der an sich schon hohe Berliner Durchschnitt von 33,5%.

Dass Geschlecht und Diversität auch in Forschung und Therapie eine wichtige Rolle spielen, machte BIH Johanna Quandt Professorin Kirsten Kübler deutlich. Die Leiterin der Abteilung für Frühe Krebsentwicklung und Krebsprävention berichtete über verschiedene Krebshäufigkeiten bei Frauen und Männern. „Zudem haben Menschen unterschiedlicher Herkunft unterschiedlich gute Überlebenschancen. Krebserkrankte Afroamerikaner etwa leben nach ihrer Krebsdiagnose kürzer als weiße Amerikaner“, berichtete Kirsten Kübler, die gleichzeitig an der Harvard Medical School und dem Broad Institute in Cambridge, USA, forscht. Sie wies darauf hin, dass es weiterer Forschung, auch im Bereich der Tumorbiologie, bedarf, um die Ursachen dieser Unterschiede besser zu verstehen. „Solche Analysen haben das Potential für einen gesamtgesellschaftlichen und wissenschaftlichen Gewinn, Aristoteles folgend, dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile.“

Professor Ulrich Dirnagl, Gründungsdirektor des BIH QUEST Center, und BIH Johanna Quandt Professorin für Translationale Organmodelle Sarah Hedtrich sprachen schließlich über die Förderung der verantwortungsbewussten Forschung am BIH. „Nur wenn wissenschaftliche Erkenntnisse auf solider, reproduzierbarer Forschung beruhen, können sie auch in die Anwendung am Menschen überführt werden“, betonte Ulrich Dirnagl. „Das QUEST Center des BIH unterstützt die Wissenschaftler*innen dabei, ihre Forschung immer wieder auf Qualität zu überprüfen und Standards einzuhalten.“ Professorin Hedtrich beschäftigt in diesem Zusammenhang das Thema Tierversuche: „Nicht alle Ergebnisse aus Tierversuchen sind auf den Menschen übertragbar. In meinem Labor entwickeln wir neue Therapien für Lungen- und Hautkrankheiten. Dazu verwenden wir gezüchtete menschliche Lungen- und Hautmodelle, welche die Vorgänge des menschlichen Systems bei Gesundheit und Krankheit besser widerspiegeln als viele Tiermodelle. Und damit sparen wir auch noch Tierversuche ein.“

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