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Interviewpartner

Dr. Benjamin Kuntz, Medizinhistoriker des Museums im Robert-Koch-Institut

Willkommen zum BIH-Podcast „Aus Forschung wird Gesundheit“, dem Podcast aus dem Berlin Institute of Health in der Charité, dem BIH. Wir wollen in diesem Podcast Fragen zur Gesundheit beantworten und gleichzeitig über Aktuelles aus der Gesundheitsforschung berichten. Mein Name ist Stefanie Seltmann.

Heute bin ich zu Gast im Robert Koch Institut, beim Gesundheitswissenschaftler und Medizinhistoriker Dr. Benjamin Kuntz. Herr Kuntz hat mehrere Biografien von jüdischen Ärztinnen und Ärzten verfasst und weiß daher auch einiges über Rahel Hirsch, nach der das Rahel Hirsch Center von BIH und Charité benannt ist, das dieser Tage eröffnet wird. Guten Tag, Herr Dr. Kuntz

Kuntz: Hallo, guten Tag.

Seltmann: Herr Kuntz, warum interessieren Sie sich für die Biografien von jüdischen Ärztinnen und Ärzten?

Kuntz: Das ist eine sehr gute Frage. Also es gibt keinen persönlichen familiären Hintergrund, der das begründen würde. Das werde ich häufig gefragt, weil ich eben diesen schönen hebräischen Vornamen habe, Benjamin, aber ich komme nicht aus einer jüdischen Familie. Aber als Medizinhistoriker ist es einfach sehr spannend, die Biografien von jüdischen Ärztinnen und Ärzten zu betrachten, aus zweierlei Gründen. Man kann sehr gut natürlich auch die deutsche Geschichte an diesen Biografien ablesen. Ich bewundere sehr, dass viele herausragende jüdische Persönlichkeiten unter erschwerten Bedingungen medizinische Forschung ausgeübt haben. Man muss sich vorstellen, ja auch bereits vor den Nationalsozialisten gab es Antisemitismus. Das heißt, es war schwer für jüdische Forschende, eine Professur zu bekommen, eine reguläre Professur. Und doch haben ja viele Außergewöhnliches geleistet. Man denke an Paul Ehrlich oder zum Beispiel hier an der Charité an Aschheim und Zondek, die beiden jüdischen Ärzte, die den ersten Schwangerschaftstest entwickelt haben.

Seltmann: Wer war Rahel Hirsch?

Kuntz: Rahel Hirsch war eine besondere Ärztin, kann man sagen. Sie kam am 15. September 1870 zur Welt in Frankfurt am Main. Sie entstammte einer angesehenen jüdischen Familie. Ihr Großvater, Samson Raphael Hirsch, war ein Mitbegründer der sogenannten Neoorthodoxie, also ein herausragender Rabbiner. Er hatte eine jüdische Höhere-Töchter-Schule in Frankfurt am Main begründet, wo auch der Vater von Rahel Hirsch als Lehrer tätig war. Rahel Hirsch war das sechste von insgesamt elf Kindern dieser jüdischen Familie und wuchs in dieser behüteten Frankfurter Welt auf. Und später wurde sie eben zu einer herausragenden Ärztin.

Seltmann: Rahel Hirsch war eine der ersten Medizinstudentinnen Deutschlands. Das war sehr aufwendig für sie, denn in Deutschland war Frauen damals das Medizinstudium noch verwehrt. Sie musste nach Zürich gehen. Warum wollte sie denn unbedingt Medizin studieren?

Kuntz: Also erstmal muss man sagen, dass sie nach ihrem Schulabschluss erstmal das Lehrerinnenseminar besuchte und acht Jahre an ihrer ehemaligen Schule unterrichtete. Das heißt, sie war bereits 28 Jahre alt, als sie sich dann endlich durchsetzen konnte, um ihren eigentlichen Studienwunsch zu erfüllen. Und was für einen Hintergrund könnte das gehabt haben? Ich vermute mal, sie war ein bisschen neidisch auf ihre beiden Brüder, weil die hatten beide Medizin studiert, und sie wollte das auch. Aber wie gesagt, sie musste acht Jahre als Lehrerin arbeiten, ehe sie sich dann für das Medizinstudium einschreiben konnte. Das war, wie Sie sagten, damals in Deutschland noch gar nicht möglich. Man musste, wenn man als Frau Medizin studieren wollte, den Umweg machen über die Schweiz. Und so immatrikulierte sie sich an der Universität Zürich, war dann allerdings nach ein paar Semestern in der Lage, nach Straßburg zu wechseln, war kurze Zeit in Leipzig und beendete das Studium aber dann in Straßburg im Jahre 1903.

Seltmann: Dann ging sie an die Charité nach Berlin. Wie kam das?

Kuntz: Ganz genau, im Herbst 1903 kommt sie an die Charité, und zwar in die zweite medizinische Klinik, die von Friedrich Kraus geleitet wurde. Der war, glaube ich, ein Jahr zuvor berufen worden. Und das war ein sehr offener Geist, sage ich mal, der sehr an moderner klinischer Forschung interessiert war. Wir haben vermutet, als wir uns mit ihrer Biografie beschäftigt haben, dass wahrscheinlich ihre Doktorarbeit das Ticket war für sie an die Charité. Sie hatte nämlich bei dem berühmten Biochemiker Hofmeister in Straßburg promoviert. Und bei Hofmeister hatte auch Friedrich Kraus selber einst gearbeitet. Und das war sozusagen ein Qualitätsmerkmal. Man muss sich jetzt aber vorstellen: Sie kommt 1903 nach Berlin an die Charité, sie ist 33 Jahre alt, und sie ist tatsächlich erst die zweite Ärztin in der Geschichte der Charité. Erst wenige Monate vor ihr war eine andere Assistenzärztin in einer psychiatrischen Klinik bestellt worden. Das heißt, das war absolutes Neuland, das die Frauen betraten.

Seltmann:   wie konnte sie sich da behaupten gegen diese ganzen Männer an der Charité?

Kuntz: Auch da müssen wir natürlich in gewisser Weise Mutmaßungen anstellen. Aber es war bestimmt nicht einfach. An ihrer Biografie sehen wir auch, dass sie sich wirklich ganz auf die Forschung konzentrierte . Sie blieb ja ihr ganzes Leben lang unverheiratet und kinderlos, also fokussierte ganz auf Wissenschaft und Forschung, publizierte auch viel gleich in den ersten Jahren. Und ich glaube, ihr Chef, Friedrich Kraus, hat gleich gemerkt, dass er da ein Talent in seinem Team hat. Es gibt berühmte Fotografien aus der Charité, wo sie im weißen Kittel umringt ist von den ärztlichen Kollegen. Sie war halt in vielerlei Hinsicht immer die erste und einzige Frau, auch in wissenschaftlichen Fachgesellschaften. Sie wurde Mitglied in der Berliner Medizinischen Gesellschaft, auch in der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin. Sie war häufig die Erste und musste sich durchsetzen.

Seltmann: Kann man sagen, dass sie für die Frauenbewegung gekämpft hat?

Kuntz: Indirekt, ja. Also sie war wohl keine, die irgendwie mit Transparenten bei Demonstrationen auf der Straße unterwegs war, aber sie engagierte sich insofern für die Frauenbewegung, dass sie zum Beispiel ein Buch veröffentlichte, 1912 oder 1913 war das, mit dem Titel „Körperkultur der Frau“, wo sie sich vehement dafür einsetzte, dass auch Frauen Sport treiben sollten. Und insbesondere kämpfte sie gegen das Korsett und sagte: Das schädigt den Frauenkörper, wir brauchen Reformkleidung usw. Und sie war zum Beispiel 1912 beim ersten deutschen Kongress für Sportmedizin in Oberhof die erste und einzige Rednerin bei diesem Kongress. Das heißt, sie trat immer wieder auf und kämpfte auch für die Sache der Frauen.

Seltmann: Sie haben schon gesagt, sie war eine gute, berühmte, talentierte Wissenschaftlerin. Es gibt sogar den sogenannten Hirsch-Effekt, der nach ihr benannt wurde. Was ist das?

Kuntz: Der Hirsch-Effekt beschreibt Forschungen, die Rahel Hirsch angestellt hat. 1906 hat sie diese in einem Artikel vorgelegt. Sie hat erst im Tierversuch und dann im Selbstversuch ein physiologisches Experiment durchgeführt. Und zwar geht es darum: Sie konnte nachweisen, dass, wenn man bestimmte Stärkekörner zum Beispiel mit der Nahrung aufnimmt, dass diese durch die Darmschleimhaut durchdringen können. Das widersprach der damaligen Lehrmeinung oder zumindest widersprach der damaligen Lehrmeinung, dass diese Partikel dann ins Blut übergehen und mit dem Urin wieder ausgeschieden werden können. Sie müssen sich jetzt Folgendes vorstellen: Sie publiziert das 1906, diese Durchlässigkeit der Schleimhaut für diese grobpartikulären Teilchen und das Ausscheiden über den Urin, und sie stellt das ein Jahr später vor in der Gesellschaft der Charité-Ärzte. Und dort erntete sie Hohn und Spott. Es ist der Satz überliefert der Männer als Zwischenruf, dass gesagt wurde: „Na ja, der Frau Doktor ist wohl ihr Puderquast in den Nachttopf gefallen.“ Weil man dachte, das Experiment ist verunreinigt, es widerspricht der Lehrmeinung, diese Teilchen können gar nicht im Urin nachweisbar sein, das kann doch gar nicht sein. Und dass dieses Phänomen heute Hirsch-Effekt heißt, das verdanken wir einem Charité-Arzt, Gerhard Volkheimer, der 50 Jahre nach Publikation dieser Ergebnisse, also in den späten 1950er-Jahren an der Charité habilitiert hat und diese Experimente von Rahel Hirsch nochmal sozusagen nachgekocht hat und das nachgewiesen hat, dass sie damals richtig lag. Volkheimer, der erst vor zwei Jahren im Alter von 99 Jahren hier in Berlin gestorben ist, hat sich dann praktisch dafür eingesetzt, dass dieses Phänomen nach der Erstbeschreiberin Rahel Hirsch als Hirsch-Effekt benannt wird. Und er hat auch durchgesetzt, dass Rahel Hirsch zum Beispiel in Jerusalem aufgenommen wurde in die Galerie der bedeutenden jüdischen Wissenschaftler.

Seltmann: Wenn ein Mann diesen Effekt entdeckt hätte, wäre das schneller akzeptiert worden? Was mutmaßen Sie?

Kuntz: Auf jeden Fall, auf jeden Fall. Das ist ja so, wenn man sich die Terminologie anguckt, dann gibt es nur ganz, ganz wenige Dinge in der Anatomie oder in der Physiologie oder bei Krankheiten, die nach Frauen benannt sind. Ja, das ist so.

Seltmann: Dennoch waren ihre Forschungsleistungen so anerkannt, dass sie 1913 als erste Medizinerin in Deutschland den Professorentitel erhielt. War das dann ihr Durchbruch? Hatte sie es damit geschafft?

Kuntz: Also es war auf jeden Fall außergewöhnlich. Sie war die erste Medizinerin mit Professorentitel in Deutschland und die dritte Frau überhaupt. Also 1910 war die Zoologin Maria Gräfin von Linden die erste Frau mit Professorentitel. 1912 auch an der Charité, aber sie war keine Medizinerin, sondern Bakteriologin, Lydia Rabinowitsch-Kempner ein Jahr vor ihr. Und sie war die dritte Frau überhaupt, aber eben die erste Medizinerin 1913. Damit hatte sie es gewissermaßen geschafft, und es war eine Anerkennung ihrer Forschungsleistung. Allerdings verbarg sich dahinter eigentlich nur ein symbolischer Akt, denn mit diesem Professorentitel gingen weder einen Lehrauftrag noch ein Gehalt noch eine Forschergruppe einher. Es war wirklich ein rein symbolischer Akt. Man muss wirklich sagen, dass Rahel Hirsch während ihrer ganzen Tätigkeit an der Charité eigentlich nie ein reguläres Gehalt bezogen hat. Sie hat bei Friedrich Kraus Gutachten im Auftrag von ihm geschrieben, dafür hat sie das Geld bekommen. Ansonsten hat sie wahrscheinlich vom Familienvermögen gelebt. Oder später hat sie auch eine eigene Praxis aufgemacht und davon gelebt.

Seltmann: 1933 kamen die Nationalsozialisten an die Macht. Schon vorher war eine antisemitische Stimmung in der Stadt, im Land. Wie ging es da mit Rahel Hirsch weiter?

Kuntz: Vielleicht erstmal noch, um das abzuschließen. Sie war 16 Jahre an der Charité von 1903 bis 1919. Ihr Chef, Friedrich Kraus, hatte sie 1908 zur Leiterin der Poliklinik, der zweiten medizinischen Klinik gemacht. Das hat sie vor allem während des Ersten Weltkriegs komplett ausgeübt. Und dann kam für sie, glaube ich, eine bittere Enttäuschung, nämlich als die Männer aus dem Krieg zurückkehrten, also auch die ärztlichen Kollegen, wurde ihr diese Stelle sozusagen weggenommen, und ihr Kollege Theodor Brugsch bekam die Leitung der Poliklinik. Dann machte sich selbstständig, hatte auch am Kurfürstendamm eine sehr gutgehende Praxis mit einem Röntgengerät und publizierte auch weiter. Das konnte sie alles gut machen bis 1933. Die Praxis war auch gut frequentiert. Dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht, und gleich im ersten Jahr gibt es ja Gesetze, die sich gegen jüdische Professionen richten. Bei den Ärzten ist es so, dass den jüdischen Ärzten die Kassenzulassung entzogen wird. Das bedeutet nicht, dass die jüdischen Ärzte nicht mehr behandeln durften, aber sie bekamen für ihre Leistung kein Geld mehr von den Krankenkassen. Das heißt, die Patienten, die noch zu ihnen kamen, mussten das aus eigener Tasche bezahlen.

Seltmann: Damit war natürlich ein großer Verdienstausfall verbunden?

Kuntz: Absolut, absolut. Und natürlich kamen andere … Ich meine, das ganze Klima gerade in Berlin war ja einfach von der nationalsozialistischen Ideologie vergiftet. Und wir wissen ja, dass, wer konnte, schaute, inwieweit er ins Ausland emigrieren kann.

Seltmann: Rahel Hirsch ist 1938 aus Berlin nach London emigriert. Wie ging es ihr dann?

Kuntz: Man muss sich einfach vor Augen halten, dass sie 68 Jahre schon alt war, als sie emigrierte. London hat sie gewählt, weil zwei ihrer Schwestern dort bereits mit ihren Familien lebten. Die konnten sie unterstützen. Das Problem war, dass sie mit 68 Jahren nicht mehr das englische Medizinexamen nachholen konnte. Das heißt, sie musste sich dann wirklich als Übersetzerin, als Laborassistentin irgendwie finanziell über Wasser halten. Und sie lebte ja noch bis 1953. Sie ist in London gestorben. Und ihr Lebensende war doch sehr tragisch und traurig. Wir wissen, dass sie die letzten Lebensjahre, also auch nach dem Zweiten Weltkrieg, in London relativ ärmlich verbracht hat und zum Schluss sozusagen in einer Art Mental House, also wir würden sagen, in einer psychiatrischen Einrichtung war, weil sie von Verfolgungsängsten geplagt war. Also ein sehr trauriges Ende. Aber sie ist 1953 in London gestorben und liegt dort auch begraben.

Seltmann: Sie war nie verheiratet, hatte keine Kinder, aber dennoch gibt es eine Familie, eine große Nachkommensfamilie. Eine Großnichte von ihr kommt sogar zur Eröffnung des Rahel-Hirsch-Center. Da ist man sich offenbar der berühmten Tante sehr bewusst.

Kuntz: Ja, das ist wirklich eine ganz besondere Sache auch für mich persönlich, dass die Großnichte zu dem Festakt erscheinen wird. Man muss sich vorstellen, Eva Alberman, geborene Altmann, ist geborene Berlinerin. Sie kam 1929 hier zur Welt als Tochter eines jüdischen Ärztepaares, die 1933 ausgewandert waren. Und Eva Alberman lernte ihre Großtante Rahel Hirsch noch kennen. Sie wird beim Festakt die einzige Frau im Publikum sein, die wirklich Rahel Hirsch persönlich kennengelernt hat. Und das Faszinierende ist, dass Eva Alberman später selbst in London Medizinerin wurde, auch Public Health studiert hat, große epidemiologische Forschung gemacht hat, also eine ganz renommierte Forscherin ist. Und ich finde es ganz toll, dass sie diesen Weg aus London nach Berlin auf sich nimmt. Man kann vielleicht nochmal dazu sagen, vor zwei Jahren, 15. September 2020, hatten wir schon mal einen Festakt in Berlin zum 150. Geburtstag von Rahel Hirsch. Damals waren sozusagen im ersten Corona Jahr verschärfte Bedingungen. Das heißt, es gab noch keine Impfung. Wir hatten damals auch schon Kontakt mit Eva Alberman und ihrer Familie, aber es war einfach zu gefährlich für diese doch betagte Dame, aus London nach Berlin zu kommen. Aber damals hat ihr Enkel, also der Urgroßneffe von Rahel Hirsch, Sam Alberman, an dem Festakt teilgenommen hier auf dem Charité-Campus in Mitte, wo ja auch seit 1995 ein Rahel-Hirsch-Denkmal steht, also eine kleine Skulptur auf dem Campus, die an diese bedeutende Forscherin erinnert. Und schön, dass jetzt Eva Alberman selber kommt.

Seltmann: Freuen sich die Angehörigen also darüber, dass nun ein Forschungszentrum nach Rahel Hirsch benannt ist?

Kuntz: Das glaube ich schon. Ich hatte ja die Ehre, der Familie diese Botschaft zu überbringen, und die Resonanz war sehr positiv. Die Familie hat gesagt: Ja, wir werden auf jeden Fall Vertreter schicken zu diesem Festakt. Man muss dazu sagen, das ist jetzt ja der Höhepunkt einer ganzen Reihe von Rahel-Hirsch-Ehrungen Wir hatten ja gesagt, dass Rahel Hirsch eigentlich erst dieser Nachruhm zuteilwurde. Also dass zum Beispiel 1995 eben dieses hier Denkmal auf dem Campus der Charité errichtet wurde oder dass 2013 die Deutsche Bundespost eine Briefmarke anlässlich hundert Jahre Professorentitel Rahel Hirsch herausgeben hat. Oder in der Nähe des Berliner Hauptbahnhofs haben wir die Rahel-Hirsch-Straße. Die Kita der Charité ist die Rahel-Hirsch-Kita. Das heißt, sie ist wirklich gerade in den letzten 20 Jahren mehrfach in das öffentliche Bewusstsein gerufen worden. Und das ist jetzt wirklich, muss man sagen, die Krönung sozusagen, dass dieses neue moderne Gebäude für Translationale Medizin in unmittelbarer Nähe des Bettenhochhauses der Charité eröffnet wird. Und das ist wirklich ganz toll.

Seltmann: Translationale Medizin soll betrieben werden, es ist auch das Motto des BIH. Die Mission des BIH lautet ja „Aus Forschung wird Gesundheit“. Rahel Hirsch war Wissenschaftlerin und Ärztin. Von daher passt ja der Name vielleicht auch ganz besonders gut.

Kuntz: Ja, und abschließend noch Folgendes: Als wir vor zwei Jahren recherchiert haben über ihre Biografie und ihre Forschung, sind wir in der Literatur auf etwas ganz Spannendes gestoßen, nämlich dass der Hirsch-Effekt heute wieder eine Rolle spielt bei aktuellen medizinischen Fragestellungen. Und zwar, wenn man an das Thema Mikroplastik denkt. Da gibt es wirklich mehrere Artikel, die darauf hindeuten, man konnte Mikroplastik im menschlichen Urin oder im Stuhl nachweisen und dass das ein physiologischer Prozess ist, wie dieses Mikroplastik im menschlichen Körper verstoffwechselt, aufgenommen und ausgeschieden wird. Also auch da spielt der Hirsch-Effekt eine Rolle.

Seltmann: Also ist Rahel Hirsch als Pionierin der translationalen Medizin eine gute Namensgeberin für unser neues Zentrum.

Kuntz: Das finde ich auch.

Seltmann: Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Kuntz.

Kuntz: Sehr gerne.

Seltmann: Und das war der BIH-Podcast „Aus Forschung wird Gesundheit“ aus dem Berlin Institute of Health in der Charité, dem BIH. Dr. Benjamin Kuntz sprach über die Namensgeberin des neuen Rahel Hirsch Center für Translationale Medizin von BIH und Charité. Sie können das Interview auch noch einmal nachlesen auf www.bihealth.org. Falls Sie auch eine Frage zur Gesundheit oder zur Gesundheitsforschung haben, richten Sie sie gerne an podcast@bih-charite.de. Tschüss und bis zum nächsten Mal, sagt Stefanie Seltmann.

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