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„Meine Kernfamilie besteht aus meinem Mann und unseren zwei vierjährigen Söhnen. Meinen Mann habe ich 2007 während der Doktorarbeit kennengelernt, zwischen 2013 und 2017 lebten wir gemeinsam in Seattle und 2014 haben wir geheiratet. Damals in Dänemark, da Deutschland die Ehe für Alle noch nicht eingeführt hatte. Eine Eingetragene Lebenspartnerschaft hätte es uns nicht ermöglicht, auf einem gemeinsamen Visum in den USA zu leben. In 2017 konnten wir unseren Kinderwunsch erfüllen und leben seitdem zu viert in Berlin. Unsere erweiterten Familien leben ein paar Autostunden entfernt, ein Umstand, der bei der Kinderbetreuung oft zum Problem wird. Mein Mann und ich sind beide promoviert und arbeiten in ähnlichen aber nicht im gleichen Fachgebiet. Die Anstellungswechsel und Befristungen in der akademischen Forschung haben uns immer wieder vor Probleme gestellt. Im Sommer werden wir für meine Professur mit der Familie nach Lübeck umziehen, mein Mann wird seine Arbeit in Berlin dann überwiegend aus der Ferne wahrnehmen und nur an einem Tag in der Woche pendeln.“

 „Wissenschaft und Familie bedeutet für mich, verschiedene Aspekte und Lebensziele unter einen Hut zu bringen.“

Welche Rolle spielt die Familie in Ihrem beruflichen Alltag ?

„Meine Familie ist eine konstante Erinnerung, dass ich nicht nur meinen Forschungsinteressen, Mitarbeitern und Studenten Zeit einräumen kann und das Leben am Ende mehr als die Arbeit ist. Wissenschaft kann sehr erfüllend sein – die Wahrnehmung das man Probleme löst, Antworten findet und Teil des Fortschritts ist. Die Liebe meiner Familie gibt mir aber auch die Kraft, über Unwegsamkeiten im Umfeld der wissenschaftlichen Arbeit hinwegzuschauen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Der wissenschaftliche Arbeitsalltag mit Reisen, internationalen Kooperationen und abendliche Telefonate erzeugt Herausforderungen für die ganze Familie. Es kommt vor, dass ich einem Vortrag oder Meeting folgen muss während der Rest beim Abendessen sitzt und die Kinder mir eigentlich von ihren Erlebnissen des Tages berichten wollen. Da meine Tätigkeit viel aus dem Arbeiten an Texten und Emails besteht, kann ich anderseits auch einen Teil meiner Arbeit wahrnehmen während die Kinder miteinander spielen oder sich etwas anschauen. Es ist auch möglich ein Kind was gerade nicht in der Kita betreut werden kann mal mit auf Arbeit zu bringen.“

Welche Rolle spielt die Wissenschaft in Ihrem privaten Familienleben?

„Es gibt sicherlich einige Aspekte der wissenschaftlichen Arbeit, welche auch auf das Familienleben ausstrahlen. Als "Akademiker-Haushalt" sind bestimmte charakterliche Züge vielleicht stärker ausgeprägt. So haben wir wenig Probleme mit einem strukturierten und methodischen Vorgehen. Dies hat sich sicherlich auch bei uns in den Mahlzeit- und Schlafroutinen der ersten Lebensmonate gezeigt und auch noch heute ist unser Wochenplan von Routinen und festen Zeiten geprägt. Gerade im kompetitiven oder auch überdrehten Spiel der beiden Jungen ist dies ein wichtiger Anker. Der Wissenschaftler kommt aber auch durch beim Lesen von Fachliteratur bei Krankheiten oder Entwicklungsfragen. Selbst im Umgang mit Fragen der Kinder merken wir immer wieder den Versuch der Differenziertheit in den Antworten. Wir streben hier an eine korrekte Antwort auf Fragen zu geben und zu vermitteln, dass es oft kein universelles "richtig" und "falsch" gibt und Zusammenhänge komplizierter sind. Manchmal fallen die Antworten dann nicht altersgerecht aus, wie wir teilweise direkt an den Reaktionen der Kinder merken.“