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Interview mit Knut Mai

Im November erhielten Knut Mai, Standort-Leiter der BIH Clinical Research Unit (CRU), und sein Team das Paper of the Month. Wir haben uns mit ihm über die ausgezeichnete Publikation unterhalten:

Woran forschen Sie? Was ist der Kern Ihrer Forschung? Was motiviert Sie bei ihrer Forschung?

Im wissenschaftlichen Fokus meiner Arbeitsgruppe steht die Analyse des Zusammenwirkens von endokrinen, metabolischen und nutritiven Faktoren in der Entstehung von Erkrankungen. Hierbei liegt der Schwerpunkt insbesondere auf der genaueren Charakterisierung der Interaktion von Stoffwechselprozessen und endokrinen Regelkreisläufen im Rahmen von Gewichtsregulation, Insulinresistenz und Lipidutilization (Anmerkung: Teil des Fettstoffwechsels). Diese Untersuchungen zielen auf ein besseres Verständnis von Adipositas und Typ 2 Diabetes ab. Die Forschungsprojekte meiner AG sind hierbei vor allem klinisch-translational angelegt und untersuchen die verschiedenen metabolischen Gewebebereiche hinsichtlich ihrer metabolischen und hormonellen Bedeutung. Die dafür erforderliche Interaktion mit und Integration von verschiedenen Kooperationspartnern zur Generierung eines wissenschaftlichen Mehrwertes ist ein starker Motivator für meine Arbeit.

Was ist die zentrale Botschaft/Kernaussage Ihrer Publikation und wodurch unterscheidet sich Ihre Studie von den Arbeiten anderer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in diesem Feld?

Die nach einer Gewichtsabnahme in der Mehrzahl der Fälle auftretende Wiederzunahme des Körpergewichts ist ein wesentliches Problem in der Behandlung der Adipositas. Im Rahmen einer klinischen Forschergruppe haben wir im vorliegenden Projekt daher untersucht, in wie fern bei Erwachsenen und Kindern/Jugendlichen eine einmal erreichte Gewichtsabnahme durch eine längerfristige Gewichtserhaltungsintervention stabilisiert werden kann, und welche Prozesse an der Wiederzunahme des Körpergewichtes beteiligt sind. Dabei konnten wir mittels RNA Sequenzierung verschiedene Elemente der adipozytären Lipidutilization als wesentliche Parameter des Gewichtserhalts charakterisieren. In Analogie konnten spezifische zirkulierende Acylcarnitinespezies, als Ausdruck der vermehrten Lipidutilization auf systemischer Ebene, als Prädiktoren der Gewichtswiederzunahme identifiziert werden.

Mit welchen Kooperationspartnern ist die Publikation entstanden? Wer war maßgeblich mit daran beteiligt?

Die Ergebnisse der Publikation sind nur durch die umfangreiche Kooperation inner- und außerhalb der klinischen Forschergruppe möglich gewesen. In erster Linie ist hier vor allen die Kooperation mit Susanna Wiegand, Peter Kühnen, Andrea Ernert und Heiko Krude aus der pädiatrischen Endokrinologie zu erwähnen. In Zusammenarbeit der beiden Studienteams aus der Pädiatrischen Endokrinologie und der Medizinischen Klinik m.S. Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin gelang die erfolgreiche Durchführung der beiden großen Interventionsstudien. Insbesondere durch die Kooperation mit Norbert Hübner und Wei Chen vom MDC und Peter Robinson vom Institut für Medizinische Genetik der Charité gelang Maria Brachs aus meiner AG die Identifizierung der Gene der Lipidutilization. Die biochemischen Analysen wurden in der eigenen Klinik im CCR unter Leitung von Maria Brachs durchgeführt.

Welche nächsten Schritte sind für das Projekt geplant und was sind mögliche Implikationen Ihrer Ergebnisse für die Patient*innen?

Die hier publizierten Ergebnisse stellen nur den Anfang der Analysen dar. In weiteren Schritten möchten wir in enger Zusammenarbeit mit der tierexperimentellen Unit unserer Klinik am Center for Cardiovascular Research (CCR) weitere molekulare Mechanismen identifizieren, die für die Gewichtsregulation, den Energiehaushalt und die Insulinsensitivität von entscheidender Bedeutung sind und diese hinsichtlich Ihrer Eignung als potentielle therapeutische Targets analysieren. Insbesondere steht die Regulation der lokalen und systemischen Lipidutilization im Fokus der weiteren Untersuchungen.