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Bevor Kirsten Kübler 2015 in die USA wechselte, hat sie in ihrer ärztlichen Tätigkeit an der Universitätsfrauenklinik Bonn die Dysplasiesprechstunde geleitet. „Hier haben wir Frauen beraten, die einen auffälligen Abstrich des Gebärmutterhalses aufwiesen, was ein Hinweis auf eine Krebsvorstufe sein kann. Beim Gebärmutterhalskrebs funktioniert die Früherkennung wunderbar, und wenn man den auffälligen Bereich operativ entfernt, ist die Krebsgefahr in der Regel gebannt“, erklärt die Gynäkologin. „Leider funktioniert das bei anderen Tumorarten nicht so gut.“

Verstehen, wie Krebs beginnt

In ihrer wissenschaftlichen Arbeit widmet sich Kirsten Kübler daher der Aufgabe, auch für andere Krebsarten Möglichkeiten der Früherkennung und Prävention zu finden. „Dazu muss man verstehen, wie der Krebs seinen Anfang nimmt“, beschreibt die Medizinerin. „Welcher Zelltyp ist betroffen, und wie sehen die allerersten Veränderungen im Erbgut einer einzelnen Zelle aus, die den Anstoß zur Entwicklung einer Tumorvorstufe geben? Welche zusätzlichen Veränderungen führen im weiteren Verlauf dazu, dass sich eine solche Vorstufe zu einer Tumorerkrankung weiterentwickelt?“

Doch weil bei vielen Tumoren die allerersten Stadien in der Regel noch nicht auffällig sind, muss Kirsten Kübler gewissermaßen „rückwärts“ arbeiten und sich auf das „Gedächtnis“ der Tumorzellen im Erbgut stützen. „Wir analysieren die Krebszellen des Tumors und der Metastasen und schauen, welche Mutationen im noch gesunden Gewebe, welche in den Vorstufen und welche im Tumor entstanden sind. Wir wollen darüber hinaus verstehen, welche Mutationen das Tumorwachstum und die Metastasierung fördern und welche nur zufällig nebenbei entstehen.“ Mithilfe dieser rechnergestützten Analysen können die Wissenschaftler*innen um Kirsten Kübler auf die Ursprungszelle des Tumors, der „Cell-of-origin“, rückschließen, welche auch Aufschluss über den weiteren Verlauf der Erkrankung geben kann.

Bessere Therapie und Prävention von Tumoren

„Jeder Tumor und jede Patientin und jeder Patient hat sein „eigenes“ Mutationsspektrum. Daher muss auch jeder Tumor individuell behandelt werden“, erklärt Kirsten Kübler. „Unser Ziel ist es, die personalisierte Medizin im Bereich der Onkologie nach vorne zu bringen. Gleichzeitig hoffen wir, wenn wir die Ursprünge von Tumoren aufdecken, eine Möglichkeit zu finden, ihrer Entstehung vorzubeugen.“

Professor Christopher Baum, Vorsitzender des BIH Direktoriums und Vorstand für den Translationsforschungsbereich der Charité – Universitätsmedizin Berlin, freut sich über die Verstärkung im Bereich der personalisierten Medizin: „Mit den Johanna Quandt Professuren möchten wir gezielt exzellente Wissenschaftlerinnen ansprechen, die ihre Forschungsergebnisse auch in die Anwendung bringen wollen. Kirsten Kübler verbindet auf hervorragende Weise die Bereiche Single Cell Analytik, Bioinformatik und Onkologie. Damit wird sie schnell Brücken schlagen zu verschiedenen Arbeitsgruppen im BIH und an der Charité. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihr und ihrem Team.“

Kirsten Kübler hat an der Universität Bonn Medizin studiert und bereits über genetische Veränderungen beim Eierstockkrebs promoviert. 2015 habilitierte sie sich im Fach Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Bonn mit einer Arbeit zu Grundlagen neuer Therapiekonzepte beim Ovarialkarzinom. Anschließend ging sie ans Broad Institute des MIT und der Harvard University sowie ans MGH. Dort widmete sie sich vor allem der Forschung im Bereich der rechnergestützten Genomanalyse von Tumoren. In Berlin wird sie nicht nur mit Kolleg*innen am BIH zusammenarbeiten, sondern für die medizinische Translation auch an die Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie am Campus Benjamin Franklin der Charité – Universitätsmedizin Berlin angebunden sein. Ihre Zusammenarbeit mit dem Broad Institute, MGH und der Harvard Medical School wird sie selbstverständlich ebenso aufrechterhalten.

Über die BIH Johanna Quandt-Professuren

Die Stiftung Charité und das BIH haben gemeinsam die BIH Johanna Quandt-Professuren (W2‐Professuren auf Zeit mit einem echten Tenure Track) ins Leben gerufen. Das neuartige und international ausgeschriebene Professurenformat richtet sich gezielt an Wissenschaftlerinnen, um einen Impuls zur Förderung von Chancengleichheit in den Lebenswissenschaften zu setzen. In diesem Zusammenhang sind die Professuren mit einer verbindlichen Option zur Verstetigung als Lebenszeitprofessur versehen (echter Tenure Track). Außerdem zeichnen sich die Professuren durch eine besondere thematische Offenheit (Open Topic) aus; die Bewerberinnen waren aufgefordert worden, die Ausrichtung ihrer Professuren auch fernab der üblichen biomedizinischen Disziplinen selbst zu gestalten und so innovativ zum translationalen Auftrag des BIH beizutragen. Gemeinsam mit den drei bereits 2017 ausgewählten Johanna Quandt-Professorinnen werden zum Ende dieses Jahres sieben BIH Johanna Quandt-Professuren die Lebenswissenschaften in Berlin bereichern (vgl. auch Pressemitteilung der Stiftung Charité vom 31. August 2021 unter https://www.stiftung-charite.de/infos-presse/presse).

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