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Prof. Dr. med. Nathanael Raschzok, Fellow des BIH Charité Advanced Clinician Scientist Programms und Alumnus des Clinician Scientist Programms, und seine Arbeitsgruppe an der Chirurgischen Klinik, Campus Charité Mitte | Campus Virchow-Klinikum, haben eine Förderzusage der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erhalten, um eine klinische Studie zur Reduktion der Wartezeit für Lebertransplantationen durchzuführen. Die ExTra-Studie (Prospektiv-randomisierte, multizentrische Studie zur Verkürzung der Wartezeit bis zur Transplantation durch Qualitätsbeurteilung abgelehnter Lebertransplantate mittels ex vivo Maschinenperfusion) wird mit einer Fördersumme von 1,85 Millionen Euro unterstützt und hat das Ziel, die Wartezeit bis zur Lebertransplantation durch die Qualitätsbeurteilung abgelehnter Lebertransplantate mittels ex vivo Maschinenperfusion zu verkürzen.

In Deutschland besteht ein kritischer Mangel an Spenderorganen, und die Warteliste für Lebertransplantationen ist durch eine hohe Mortalitätsrate geprägt. Zudem wird jährlich eine relevante Anzahl von Organen aufgrund von Qualitätsbedenken nicht transplantiert. Aus Pilotstudien ist jedoch bekannt, dass abgelehnte Lebertransplantate nach Qualitätsbeurteilung mittels normothermer ex vivo Maschinenperfusion erfolgreich transplantiert werden können.

Die ExTra-Studie wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation, Eurotransplant, allen deutschen Lebertransplantationszentren sowie einem international besetzten Advisory Board durchgeführt. Sie fokussiert auf die Verkürzung der Zeit bis zur Transplantation für Patienten mit einem MELD-Score ≤25, die keine Sonderpunkte beanspruchen. Geplant ist der Einschluss von jeweils 83 Patienten in den Arm „Standardtherapie“ und den experimentellen Arm mit der „ExTra-Option“. Letzteren wird zusätzlich zur regulären Warteliste die Möglichkeit angeboten, ein Organ zu erhalten, das im regulären Allokationsprozess aufgrund von Qualitätsbedenken abgelehnt wurde. Diese Organe werden nach strengen Kriterien überprüft und nach Maschinenperfusion als transplantabel eingestuft.

Primäre und sekundäre Endpunkte der Studie

Der primäre Endpunkt ist die „time to transplant“, also die Frage, ob die „ExTra“-Option – d.h., die Nutzung von initial als nicht transplantabel Organen nach Qualitätsbeurteilung mittels normothermer Maschinenperfusion – die Zeit bis zur Transplantation für Patienten mit einem MELD-Score ≤25 im Vergleich zur bisherigen Standardtherapie verkürzen kann. Sekundäre Endpunkte umfassen die Sicherheit des Verfahrens, Transplantatnutzung sowie entstehende Kosten. Die ExTra-Option wird im experimentellen Arm zusätzlich zur regulären Organallokation angeboten. Die Organe werden an den Perfusionssystemen durch Blutgasanalysen und Perfusionsparameter überprüft und das Ergebnis anschließend nach der Transplantation anhand klinischer und paraklinischer Parameter nachverfolgt.

Potenzial für eine klinische Etablierung

Sollte die Studie erfolgreich verlaufen, könnte die Qualitätsbeurteilung von primär als nicht transplantabel geltenden Organen mittels normothermer Maschinenperfusion zum klinischen Standard in Deutschland werden. Dies wäre ein bedeutender Schritt, um den Spenderpool für Lebertransplantate zu erweitern und die Transplantationsmöglichkeiten für alle Patienten auf der Warteliste zu verbessern. Ein gewisses Risiko für Komplikationen besteht jedoch; daher wurden strikte Qualitätskriterien definiert, basierend auf den Kriterien des VITTAL-Trials aus Birmingham und einer Pilotstudie aus Groningen. Zur Risikominimierung und für eine schnelle Reaktion im Bedarfsfall wurde ein international besetztes DSMB (Prof. Selzner/Toronto, Prof. Patel/Dallas, Prof. Wenden/London und Prof. Roderburg/Düsseldorf) zusammengestellt. Zudem wird das Studienprotokoll von Prof. de Meijer (Groningen) und Dr. Mergentahl (Birmingham) geprüft, die die maßgeblichen Pilotstudien durchgeführt haben.

Studienzeitplan

Der Ethikantrag wird derzeit eingereicht, und ein Studienstart sowie der Einschluss der ersten Patienten sind für das 2. Quartal 2025 geplant.