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Nachwuchsförderung mit Fokus auf digitaler Translation und internationalem Austausch

Gemeinsam mit der Biomedical Innovation Academy des Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) hat die Stiftung Charité 2024 zwei neue Förderangebote entwickelt. Die ersten Fellows sind nun ausgewählt.
Damit wissenschaftliche Erkenntnisse schnell in die medizinische Anwendung gelangen, braucht es eine Brücke zwischen Wissenschaft und Medizin, z.B. durch forschende Ärzt*innen. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Weiterentwicklung des Gesundheitswesens und sichern dessen Innovationskraft – durch ihre Arbeit können neue Diagnoseverfahren und innovative Therapien entwickelt und erprobt werden. Das BIH Charité Clinician Scientist Programm (CSP) bietet Ärztinnen und Ärzten in der Facharztweiterbildung seit 2011 durch vertraglich festgelegte Forschungszeiten einen strukturierten Rahmen, um klinische Tätigkeit und Forschung miteinander zu verbinden.
Seit 2024 gibt es zwei neue Förderschwerpunkte, die durch die Stiftung Charité unterstützt werden:
Mit den AI/ XR Digital Clinician Scientists werden im Rahmen des BIH Charité Digital Clinician Scientist Programms gezielt Ärzt*innen mit Forschungsprojekten gefördert, die digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI, engl. artifical intelligence, AI) und Erweiterte Realität (XR, engl. Extended reality, XR) in die klinische Praxis integrieren. Als AI/XR Digital Clinician Scientists können sich Ärzt*innen aus der Charité bewerben. Um zur Intensivierung der Zusammenarbeit von Fellows mit internationalen Expert*innen beizutragen, stellt die Stiftung Charité insgesamt 20 Internationalisierungs-Grants mit einer Fördersumme von je 5.000€ zur Verfügung. Durch die Förderung von Forschungsaufenthalten wird die Zusammenarbeit an gemeinsamen Projekten „Seite an Seite“ möglich gemacht, entweder durch Aufenthalte von Wissenschaftler*innen im Partnerlabor im Ausland (outbound) oder durch den Besuch der*s externen Partner*in im Heimatlabor (inbound). Bewerbungsvoraussetzung für die Internationalisierungs-Grants ist eine aktuelle Förderung im BIH Charité (Digital) Clinician Scientist Programm.
Nun stehen die ersten Geförderten der neuen Angebote fest:
Geförderte AI/ XR Digital Clinician Scientists

Dr. med. Charlie Alexander Hamm, PhD (Klinik für Radiologie mit dem Bereich Kinderradiologie) entwickelt eine KI-gestützte Anwendung zur Früherkennung von Prostatakrebs auf Basis der Magnetresonanztomographie (MRT). Sein Modell kombiniert radiologische, klinische und genetische Daten, um in Zukunft eine präzisere und frühzeitige Diagnose zu ermöglichen und unnötige Biopsien zu vermeiden.

Auch Dr. Mikhail Protopopov (Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie) arbeitet an der KI-gestützten Optimierung der MRT-Diagnostik. Sein Deep-Learning-Modell soll entzündliche Veränderungen in der Wirbelsäule automatisch erkennen und von degenerativen Veränderungen unterscheiden. Damit soll die Diagnose der axialen Spondyloarthritis verbessert werden, um eine schnellere und präzisere Patientenversorgung zu ermöglichen.
Geförderte Internationalisierungs-Grants

PD Dr. med. Woo Ri Chae (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie) wird an der Aarhus University in Dänemark Untersuchungen zur antidepressiven Wirkung von GLP-1-Rezeptor-Agonisten anhand von Daten aus den dänischen Registern durchführen. Der Aufenthalt dient dem Erlernen neuer methodischer Ansätze und der Intensivierung der Zusammenarbeit.

Dr. med. Steffen Fuchs (Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie) reist an die University of Ghent in Belgien, um neue Methoden zur zellfreien RNA-Sequenzierung zu erlernen. Sein Projekt untersucht, ob zirkuläre RNA als Marker für die Behandlung von Neuroblastomen genutzt werden können. Die Methode soll anschließend in Berlin etabliert werden.

Dr. med. Jan Wandrey (Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin) arbeitet im Rahmen einer internationalen Kooperation an der Verbesserung von Vorhersagemodellen für postoperative Schmerzen. Sein Forschungsaufenthalt an der Washington University School of Medicine in St. Louis, USA, soll methodische Einblicke in groß angelegte Beobachtungsstudien geben.

Dr. med. Marco Zierhut (Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie)wird am Hanoi Mental Hospital in Vietnam ein metakognitives Trainingsprogramm für Psychosen entwickeln, das an die lokalen Bedürfnisse angepasst und durch Train-the-Trainer-Workshops nachhaltig im vietnamesischen Gesundheitssystem verankert werden soll.
Das CSP am BIH ist eines der ältesten Clinician Scientist Programme in Deutschland und mit aktuell rund 160 Fellows und über 300 Alumni das mit Abstand größte seiner Art. Das Berliner Programm schob einen Kulturwandel in der deutschen Universitätsmedizin an, setzte bundesweit Standards hinsichtlich der Programmstruktur und -qualität und wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als „Best-Practice Modell” empfohlen. Weil das BIH Charité CSP seine Förderungen ständig weiterentwickelt und diversifiziert, ist es heute möglich, Clinician Scientists in allen Karrierephasen durch spezifische Förderlinien gezielt zu unterstützen, z.B. mit dem im Jahr 2019 initiierten Digital Clinician Scientist Programm (DCSP) zur Förderung von digitalen Lösungen in der Medizin.
Das BIH gratuliert gemeinsam mit der Stiftung Charité allen Geförderten und wünscht ihnen viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Projekte. Die aktuelle Ausschreibung der Internationalisierungs-Grants läuft bis zum 20. Mai 2025.