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Johanna Bolander, 40, stammt ursprünglich aus Schweden und studierte an der Universität Lund Ingenieurwesen und Biotechnologie, was sie mit einem Mastertitel 2011 abschloss. Für ihre Doktorarbeit wechselte sie an die Universität Leuven in Belgien, ins Fachgebiet biomedizinische Wissenschaften. Thema ihrer Dissertation war die Entwicklung zellbasierter Therapien für komplizierte Knochenbrüche, die üblicherweise schlecht oder gar nicht verheilen. 2017 erhielt sie ein Post-Doc-Reisestipendium, um ihre Forschungen weiter zu verfolgen für das MERLN Institute for Technology-Inspired Regenerative Medicine in Maastricht in den Niederlanden. 2018 wechselte sie in die USA, ans Wake Forest Institut für Regenerative Medizin in North Carolina. Dort erforschte sie die Mechanismen der Fibrose, die insbesondere dann auftritt, wenn Knorpelverletzungen nicht heilen und schließlich zu Osteoarthrose führen. Darauf aufbauend entwickelte sie eine Zelltherapie, die – ins Gelenk injiziert – das Immunsystem positiv beeinflusst, indem sie die Entzündung zum Abklingen bringt, sodass sich der verletzte Knorpel regeneriert.

Die innovative Therapie zeigte sogar in der Klinik Wirkung, dennoch gibt sich Johanna Bolander noch nicht zufrieden. „Zelltherapien sind aufwändig in der Herstellung und daher schwer verfügbar und noch sehr teuer. Mein Ziel ist es, die Mechanismen, die der fehlenden Geweberegeneration zugrunde liegen, besser zu verstehen, und die Ergebnisse in bessere Möglichkeiten der Früherkennung, der Behandlung und Prävention zu überführen.“

Am BIH möchte Johanna Bolander in vitro-Modelle mithilfe von Organoiden entwickeln, die das menschliche System simulieren. Sie sollen dabei helfen zu verstehen, warum die Heilung von muskuloskelettalen Geweben in manchen Fällen nicht gelingt. „Wir wollen auf der Ebene einzelner Zellen nachschauen, was falsch läuft. Bei den in-vitro Modellen können wir im Detail überprüfen, was geschieht, wenn man etwa Nährstoffe verändert oder den Stresslevel, und zwar in der einzelnen Zelle und auch in deren Umgebung. Wir hoffen, so die Vorgänge im Körper insgesamt besser zu verstehen und Möglichkeiten zu finden, mit einfachen Mitteln möglichst vielen Menschen zu helfen.“

Johanna Bolander ist mit ihrer Arbeitsgruppe im Lucas-Cranach-Haus des BIH Center für Regenerative Therapien (BCRT) am Campus Virchow Klinikum angesiedelt. Für die nächsten zwei Jahre wird sie pendeln zwischen Berlin und Leuven, wo sie am IMEC, einem führenden Forschungsinstitut für Nanotechnologie, eine Arbeitsgruppe für simulierte menschliche Organe und Gewebe leitet. Auf Berlin freut sie sich: „Beruflich bietet mir das Umfeld am BIH und besonders am BCRT exzellente Kooperationsmöglichkeiten.“ Johanna Bolander mochte Berlin sofort, als sie 2014 erstmals die Stadt besuchte: „Berlin ist lebendig, inspirierend und aufregend!“