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Die Summer School widmete sich der Auseinandersetzung mit der Debatte um die Dekolonisierung der globalen Gesundheit und Visionen der dekolonialen Transformation. Eine Zusammenfassung und erste Eindrücke von der Veranstaltung finden Sie hier.

Die Debatte über die Dekolonisierung der globalen Gesundheit wird kontinuierlich dynamischer, da Wissenschaftler:innen aus der 'Majority World' die historischen und strukturellen Ungleichheiten, die in der globalen Gesundheitsforschung und -praxis verankert sind, kontinuierlich kritisch untersuchen und hinterfragen. Wissenschaftler:innen argumentieren, dass die bestehenden Paradigmen Machtungleichgewichte aufrechterhalten, wobei sich der Großteil der Entscheidungsfindung und Ressourcen auf Institutionen der 'Minority World' konzentriert. Forderungen nach Wandel betonen beispielsweise die Notwendigkeit gleichberechtigter Partnerschaften, in denen lokales Fachwissen geschätzt und in Entscheidungsprozesse integriert wird, die Anerkennung und Berichtigung historischer Ungerechtigkeiten sowie die proportionale Vertretung der Majority World in allen Bereichen der globalen Gesundheit, einschließlich der Mitsprache und Abstimmung in allen Entscheidungsinstanzen von Forschung und Governance, insbesondere in Journals und Geldgeberinstitutionen, und auf die Umstrukturierung von Forschungskooperationen, um die Bedürfnissen der Majority World zu priorisieren. Darüber hinaus wird eine Dekolonisierung der Lehrpläne in der medizinischen und Public Health-Ausbildung gefordert, um einen integrativeren und kultursensibleren Ansatz im Gesundheitswesen zu gewährleisten. Insgesamt unterstreichen dekoloniale Wissenschaftler:innen die Bedeutung des Abbaus neokolonialer Praktiken, um eine gerechte globale Gesundheit zu erlangen.

Kursbeschreibung

Diese Summer School/Alumni-Seminar ist eine kollaborative Veranstaltung des QUEST Center for Responsible Research am Berlin Institute of Health (BIH) und des Master of Science Program International Health (MScIH) des Institut für Internationale Gesundheit am CharitéCenter for Global Health. Es widmet sich der Auseinandersetzung mit der Debatte über die Dekolonisierung der globalen Gesundheit und den Visionen einer dekolonialen Transformation. Das Programm baut auf den Ergebnissen und Überlegungen der Summer School zum Thema "Koloniale Kontinuitäten in der internationalen Gesundheit" auf, die 2022 vom Institut für Internationale Gesundheit der Charité durchgeführt wurde. Das viertägige Programm wird von vier Konsortiumspartnern organisiert: University of Witwatersrand (Südafrika), MetaDocencia (Argentinien), Institut für Internationale Gesundheit und BIH QUEST Center for Responsible Research (beide Institute der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland).

Die Summer School findet in Präsenz in Berlin statt. Einige Sessions können zusätzlich online verfolgt werden. Für detaillierte Informationen laden Sie bitte das Programm herunter (in Englisch).

Lernziele

Das Programm soll den Dialog zwischen Praktizierenden und Forschenden im Feld der globalen Gesundheit stimulieren, darüber hinaus unterschiedliche Positionen beleuchten und eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit Ansätzen zur Dekolonisierung des Denkens im Kontext der Neugestaltung der globalen Gesundheitslandschaft fördern.

Dies wird durch einen innovativen pädagogischen Ansatz erreicht, der verschiedene Lern- und Austauschformate wie Workshops, Brainstormings, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Mentoring-Sitzungen vereint. Die Teilnehmenden werden ermutigt, zum Programm beizutragen, indem sie ihre eigenen Workshop-Ideen vorschlagen. Darüber hinaus bietet ein "Unconference"-Format den Teilnehmenden die Möglichkeit, im Laufe der vier Tage interessenbasierte Arbeitsgruppen zu bilden und einen Proof of Concept für ihre Projektideen zu erarbeiten. Am letzten Tag werden diese Projekte Vertreter:innen des Decolonize Global Health Movement vorgestellt und begutachtet. Die Summer School bietet somit eine Plattform für die Vernetzung und den Wissensaustausch zwischen internationalen Partner:innen im Organisationskonsortium, eingeladenen Dozierenden und Teilnehmenden und ist explizit darauf ausgerichtet, die Bildung von interessenbasierten Arbeitsgruppen fördern, die über die Summer School hinaus an aus dem Plenum heraus entwickelten Frage- und Aufgabenstellungen arbeiten. Dieses Anliegen zielt darauf ab, gemeinsame Verantwortung für die Herausforderungen globaler Gesundheit zu übernehmen, um globale Solidarität nachhaltig zu stärken.

Das übergeordnete Ziel der Dekolonisierung des Denkens ist im gesamten Programm der Summer School inhaltlich und methodisch verankert. In gemeinsamer Anstrengung sollen Teilnehmenden, Referent:innen, Mentor:innen sowie Organisator:innen und Dozierende ermutigt werden, internalisierte koloniale Muster in Frage zu stellen und eine Transformation in der Denkweise zu befördern. Als Organisationskonsortium verstehen wir Dekolonisierung als lebenslangen Lernprozess, der sowohl die 'Colonizers' als auch die 'Colonized' einbezieht.

Damit wird die Summer School keine "einfachen" Lösungen oder Anleitungen anbieten, vielmehr sollen Vereinfachungen und eine "Box-Ticking"-Mentalität vermieden werden. Stattdessen wird die Summer School auf die Komplexität des Themas eingehen und zielt darauf, die gemeinsame Entwicklung transformativer Strategien und Projekte zu fördern.

Zusammenfassend möchte diese Summer School einen Beitrag zum globalen Diskurs über die Dekolonisierung der globalen Gesundheitsforschung und -praxis leisten und die Teilnehmenden befähigen, sich mit einer dekolonialen Perspektive und emanzipatorischen Denkansätzen aktiv an der Neugestaltung der Zukunft der globalen Gesundheit zu beteiligen.

Zielpublikum

Diese Veranstaltung richtet sich vor allem an Alumni des Master of Science-Programms International Health, Forschende und Lehrende des BIH und der Charité, Promovierende und Studierende, sowie externe Forschende.

Inhaltlich ist das Programm in erster Linie an Forschende und Praktizierende in der globalen Gesundheit aus verschiedenen Disziplinen und Karrierestufen sowie unterschiedlichen Positionalitäten gerichtet. Die folgenden drei fiktiven Lernpersönlichkeiten sollen eine Orientierung über die Diversität der Teilnehmenden geben, die bei der Programmgestaltung bedacht wurde:

  • María (dey/dem) ist Nachwuchsforscher:in im öffentlichen Gesundheitswesen aus Peru. Dey ist Epidemiolog:in mit besonderem Schwerpunkt auf Gesundheitsstatistik. Dey schloss vor zwei Jahren den MSc ab und begann kürzlich als Berater:in bei der WHO zu arbeiten. Dey engagiert sich leidenschaftlich für die Verbesserung der globalen Gesundheitspolitik und für "Gesundheit für alle", fühlt sich jedoch unsicher, wie dey von dieser Position aus gegen Machtungleichheiten vorgehen kann. Marías Muttersprache ist Spanisch und dey ist manchmal etwas unsicher in Bezug auf gesprochenes Englisch, weshalb dey bevorzugt schriftlich kommuniziert, wenn Englisch die einzige Kommunikationssprache ist.
  • Thomas (er/ihm) ist ein mid-career praktizierender Arzt aus Kamerun. Dort erlangte er seinen Abschluss als Mediziner und praktiziert seitdem Allgemeinmedizin in einem Krankenhaus in Yaoundé. Er verfügt über Erfahrung in der Zusammenarbeit mit globalen Non-Profit-Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen. Er kommuniziert am liebsten auf Französisch. Er stellt häufig fest, dass die für die globale Gesundheit verfügbaren Mittel nicht den tatsächlichen Bedürfnissen seiner Patient:innen in Yaoundé entsprechen. Er ist zudem frustriert, weil es einige Barrieren bei der Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse in internationalen Fachzeitschriften gibt. Er möchte gemeinsam mit Kolleg:innen aus der ganzen Welt darüber nachdenken, wie diese Probleme gelöst werden können.
  • Patricia (sie/ihr) ist ausgebildete Hebamme und arbeitet an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie kommt aus Deutschland und lebt seit mehreren Jahren in Südasien, wo sie für eine deutsche Stiftung arbeitet, die sich mit lokalen und regionalen Regierungen zum Thema frühe Kinderbetreuung zusammenarbeitet. Sie engagiert sich leidenschaftlich für die Gesundheit von Frauen und ist in internationalen Netzwerken aktiv. Während ihrer Arbeit bei der Stiftung war sie verwirrt über die Finanzierungsstrukturen, die ihr mehr Entscheidungsbefugnis einräumten als den Expert:innen vor Ort. Nun sucht sie nach Orientierung in ihren kritischen Reflexionen. Aufgrund einer Sehbeeinträchtigung benötigt sie kontrastreiche Visualisierungen, um vollen Zugang zu den präsentierten Inhalten zu haben.

Teilnahmevoraussetzungen

In Vorbereitung auf die Summer School bekommen Teilnehmende eine Literaturliste, mit der sie sich vor der Veranstaltung vertraut machen sollen.

Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Daher bitten wir Sie, eine Bewerbung einzureichen, anhand derer das Organisationsteam die Teilnehmenden auswählt. Um Ihre Bewerbung einzureichen, verwenden Sie bitte das unten stehende Anmeldeformular. 

Die Registrierung für die Teilnahme vor Ort ist nun geschlossen. Die Anmeldung für die Teilnahme an den Live-Streams ist nicht begrenzt und bleibt bis zur Veranstaltung offen

Dozent:innen

Dr. Laura Ación, MetaDocencia
Dr. Jesica Formoso, MetaDocencia
Dr. Sabrina López, MetaDocencia
Dr. Karina Formoso, MetaDocencia
Laura Ascenzi, MetaDocencia
Dr. Mantoa Mokhachane, University of Witwatersrand
Dr. Ayesha Jacub, University of Witwatersrand
Dr. Mohammed Patel, University of Witwatersrand
Sarah Wendt, QUEST Center for Responsible Research
Dr. Christiane Wetzel, QUEST Center for Responsible Research
Dr. Hans-Friedemann Kinkel​​​​​​​, Institute of International Health, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Infobox

Datum/Uhrzeit: Montag, 25. bis Donnerstag, 28. März 2024

Kurssprache: Englisch

Ort: QUEST Center for Responsible Research, Anna-Louisa-Karsch-Straße 2, 10178 Berlin und online

Registrierung: Die Registrierung ist geschlossen.

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